Ein bärtiger, Dreadlocks tragender Yogalehrer und praktizierender Sufist aus San Diego verabreichte von der Casino-Metropole Las Vegas aus mit viel Gnarzigkeit, Wüstenstaub, und Blues-Punk-Attitüde Hip-Hop eine wohltuende Frischzellenkur.

Inzwischen ist das viele Jahre her, von Sumach Ecks, besser bekannt als Gonjasufi, war seit seinem Sensationsdebüt „A Sufi And A Killer“ aus dem Jahre 2010 nicht mehr viel gekommen. Viel zu sperrig und verschroben für Fame, verkroch sich der zum Hohepriester des Wüstenblues auserkorene medienscheue Knilch aus jenem Underground, aus dem er gekrochen kam, nachdem Warp Records aufgrund eines kurzen aber beeindruckenden Features auf einem Flying-Lotus-Album ihn unter Vertrag nahm.

Die kurze EP „The 9th Inning“, das Mini-Album „MU.ZZ.LE“, welches im Grunde eine zweite EP ist und unverständlicherweise als sein zweites Album gezählt wird, und eine keine zehn Minuten schaffende Split-EP mit dem Underground-Rapper Ras_G sind alles, was seit dem Jahre 2010 aus Gonjasufi herauskleckerte.

Das Warten hat also ein Ende mit „Callus“, wenn man ehrlich ist und dieses 19-Track starke Album als tatsächliches Zweitwerk begreift, gegenüber dem 10 Tracks und 24 Minuten langen „MU.ZZ.LE“.

Das dürftig verkleckerte Zwischenoeuvre aber zeigte es bereits an. So genialisch wie auf „A Sufi And A Killer“ scheint es fürs erste nicht mehr zu werden. Und tatsächlich: Beim zweiten Mal tut’s nicht mehr so weh. Wobei „Callus“ durchaus spröden Charme besitzt und ein solides Experimental-Hip-Hop-Album geworden ist.

Aber gemessen am Über-Werk fehlt der eindringliche Flow, der rote Faden, der einen dranbleiben lässt. Der Promotion-Text bringt es ungewollt auf den Punkt. Um die sperrigen Neuerungen im Sound zu preisen beginnt eine Kernaussage mit: „Bisher war es so, dass die Musik von Gonjasufi stellenweise noch so wild und dissonant werden konnte, sie kam trotzdem nie aus dem Fluss“.

Genau das war die Kraft des famosen Debüts. Auf „Callus“ aber mäandert der Fluss zu einem vielverzweigten Delta, hier und da ein Bächlein, hier und da eine versiegende Soundidee, eine nicht weiter verfolgte Spur.

Die Krux mit den Sensationen: Wäre „A Sufi And A Killer“ nicht so unnachahmlich gewesen, wäre man über „Callus“ voll des Lobes. So stellt es sich mit Abstand dahinter an.

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