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The Parrots – Los Niños Sin Miedo – Schrammelrock, me gusta!

Nach Hinds kommt aus Madrid das nächste Paket voll von rauem Indierock. „Los Niños Sin Miedo“, das Debüt der Parrots scheint sich aus Mittelmeer-Kulisse sowie Lagerfeuerromantik nicht viel zu machen und prescht auf „Too High To Die“ direkt munter drauf los.

Die im südspanischen Cádiz aufgenommenen Stücke klingen allesamt nach ungeschorenen Roughmixen. Doch die leicht schäbige Aufnahmequalität ist hier keineswegs Manko, sondern unterstreicht vielmehr das Potential der verstrahlten Gitarrenfetzen, die irgendwo zwischen Rockabilly und Twangle-Pop verweilen.

Auch wenn einige Hooks ziemlich vernebelt ausgefallen sind, ist das Material doch deutlich zu rau und verspielt, um als Psychedelic durchzugehen.

In „E.A. Presley“ probt das Trio Twis-Harmonien und „Jame Gumb“ beginnt mit groovigen Bassläufen, um dann Platz für versponnene Gitarrensoli zu machen, die sich auf einem Bett aus Grillen-Loops und Verstärkerfeedback ausbreiten. Polyrhythmisch, beziehungsweise leicht außer Takt geraten, sind dann wiederum die kruden Arrangements auf der Nummer „Windows 98“. Vermutlich haben The Parrots auch mit fast 20 Jahren überholten Technikmitteln die Produktion ihres Albums abgeschlossen.

Die Oberladung an Charme und Esprit gewinnen die Aufnahmen aber erst durch den extrovertierten, aber nie prollig geratenen Gesang von Diego, der klingt, als hätte er pflichtgemäß vor jedem Aufnahmetake eine Schachtel Zigarillos und mindestens einen Liter Sangria konsumiert. Das ist natürlich eine bloße Unterstellung, aber im Abspann von „A Thousand Ways“ ist zumindest ein deutliches Husten zu hören.

Der Sound der Band kommt aber dennoch nicht aus dem Nichts: Die verzerrten Vocals erinnern leicht an Julian Casablancas, die rohen Schrammelgitarren mitunter an Clap Your Hands Say. Doch nur, weil Papageien – englisch: Parrots – hin und wieder etwas nachmachen, handelt es sich noch längst nicht um eine Kopie.

„Los Niños Sin Miedo“ hält, was zur Hälfte schon im Titel steckt: Jungs ohne Furcht spielen Musik. Die klingt enthusiastisch, gelegentlich eine Spur naiv, dafür aber auf ganzer Strecke ungekünstelt und stets auf das Wesentliche bedacht.

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