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Knorkator – Ich bin der Boss – Ist klar Alf

Wer mit der Faust auf den Produktionstisch des achten Knorkator Album schlug und sich zum titelgebenden Ausruf hinreißen ließ, ist nicht aufzuklären. Songschreiber Alf Ator stellte dieser Tage allerdings klar:

Nur er kommt für die Führungsposition in Frage, schließlich hat der Keyboarder mit seiner Prosa maßgeblich zum Werdegang der Band beigetragen, der sie von initial belächelten Exoten zur festen Größe im Hard`n`Heavy Geschäft führte.

Er entwirft nicht nur klare Ansagen („Ich bin der Boss, halt die Fresse, leck mich am Arsch!“), sondern glänzt mit subtilem Witz, hievt Banalitäten auf paraphilosophische Ebenen und formt Drama und Comedy zu einer Melange, dass dem Hörer das ein oder andere Mal das Lachen im Halse stecken bleibt.

Für die einen nicht ernsthaft genug, von anderen genau dafür geliebt sind Knorkator seit jeher Gesamtkunstwerk, welches vom Start weg mit einer schrillen Kombination aus Musik,Text und Optik zu überzeugen weiß und das eigene Schaffen mit skurrilen Videos (unerreicht: „Weg Nach Unten“) unterlegt.

Der Star bleibt aber die Mannschaft und so präsentieren sich Ator, Stumpen, Rajko Gohlke, Buzz Dee und Nick Aragua 2016 in bestechender Form und als eine Einheit, die keinen Chef braucht. Aus den bewährten Zutaten Pathos, Härte, Persiflage und Gute-Nacht-Geschichte schmiedeten die Männer 11 Stücke, für die Langeweile und Eintönigkeit unbekannte Größen sind.

Die auf einem Monoriff basierende Kindheitserinnerung „Zähneputzen, Pullern Und Ab Ins Bett“ erinnert im Basslauf an die Red Hot Chili Peppers zu deren Anfängen.

„Du Bist Kein Mensch“ und „Wenn Die Kinder Artig Sind“ brettern eher unter Volllast aus den Boxen. Bei dieser Geschwindigkeit leidet allerdings etwas der exklusive Vortrag von Sänger Stumpen.

Dessen vokale Kapriolen entfalten sich besser im leicht gedrosselten Modus, wovon man sich in den Struwwelpeter-Storys „Die Geschichte Von Den Schwarzen Buben“ (ein Schelm wer hier an Zeitgeist denkt) und „Die Geschichte vom Zappel-Philipp“ überzeugen kann.

Höhepunkte der Platte sind (neben der 16 Sekunden Nummer „Aha“) „Eldorado“, wo im Goombay Dance Band Gewand klischeetriefend eine satte Parodie auf sämtliches Power-Rock Gedöns abgeliefert wird, und „Dämon“, in dem der Brüller-Text auf eine Viking-Metal Basis gegrunzt wird.

Es gibt auch einen Gast: Niemand geringeres als Tatort Kommissar Thiel alias Axel Prahl mischt in „Setz Dich Hin“ am Mikro mit. Der Song taugt nicht nur zum Ohrwurm, sondern spart, wie auch das Refugee-Thema behandelnde „Sie Kommen“, nicht mit Gesellschaftskritik. Die ursprüngliche Version des Songs gibt es als Hidden Track am Schluss nochmal.

Zwischen Märchenonkel und Kabarett bleiben die Berliner sich und ihren Fans treu. Darüber hinaus könnte „Ich Bin Der Boss“ durchaus Knorkator Spätentdecker rekrutieren.

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