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Alex Izenberg – Harlequin – Schönheit im Wahnsinn

In den allermeisten Promo-Sheets, die den Bemusterungs-Exemplaren beilegen, damit der Autor etwas in Hand hat und nicht ins Blaue hinein texten muss, steht, wie außergewöhnlich die Band oder der Künstler sei, und dass sich Album  und Musik nur schwer kategorisieren ließen.

In den allermeisten Fällen ist das Blödsinn und geht fast schon als quasi unlautere Werbung durch. Im Falle von Alex Izenberg ist es das ausnahmsweise nicht. Sein Debütalbum ist nicht nur außergewöhnlich, sondern tatsächlich schwer einzuordnen.

Die Einflüsse reichen weit in gänzlich abseitige Pop-Genres hinein. Zwischen Freejazz, 70er Singer/Songwritertum, Psychedelic und Prog bringt Izenberg eine Menge orchestraler Avantgarde unter. Dabei hört man der Platte eine Entstehungsphase von über fünf Jahren durchaus an.

Nicht, dass „Harlequin“ nicht auch spontane Emotionen in petto hätte, aber solch genial verschachtelte Songs wie den Opener „Archer“,  die Piano-Psych-Ballade „Grace“ und das an Pink Floyds „The Trial“ erinnernde „Libra“ schreibt man nicht mal eben so aus dem Bauch heraus.

Izenberg hat über Jahre ein vordergründiges Chaos in feingliedrige, mit den Hörgewohnheiten brechende Strukturen überführt, die Staunen machen und Assoziationen von Electric Light Orchestra bis Ben Harper evozieren. Es bleibt allerdings bei einer assoziativen Annäherung, denn so richtig zutreffend ist keine.

„Everyone is searching for the meaning“ singt der Songschreiber aus Los Angeles in „Libra“ zusammen mit einem Frauenchor. Recht hat er, und „Harlequin“ liefert genügend neue Perspektiven, um mit Sinn- und Bedeutungssuche die komplette kalte Jahreszeit hindurch beschäftigt zu sein.

Seine sanfte und doch leicht befremdliche Stimme wird von Streicherintermezzos, psychedelischen Flötensoli oder gänzlich undefinierbaren Instrumenten, wie in der großartigen Prog-Hommage „Hot Is The Fire“ kontrastiert.

Es schleichen sich unweigerlich die surrealen Szenen von Twin Peaks in den Kopf. Und wie in David Lynchs Serienklassiker, fragt man sich auch bei „Harlequin“: Ist das gerade wirklich passiert oder war es nur Einbildung? Um sich zu vergewissern, lieber direkt noch mal auf Play drücken und der Schönheit im Wahnsinn frönen.

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