Die Hamburger Hundreds stehen seit vielen Jahren für kühle, distanzierte, aber gleichzeitig entspannte Popmusik. Letzte Woche haben sie ihr tolles, drittes Album „Wilderness“ veröffentlicht. Gestern stellten sie dies im Rahmen ihrer Tour vor.

Nachdem das Publikum schon langsam unruhig mit Klatschen die Band auf die Bühne bittete, beginnen Hundreds mit „Wilderness“, dem Eröffnungstrack auf dem Album. Der Sound ist ziemlich dick, der Bass wummert tief und lässt die Präsenz der Band auch körperlich spüren.

Eva begrüßt das Publikum nach dem dritten Song, erwähnt in Anspielung auf den Wahlsieg von Donald Trump, dass es ein schwarzer Tag heute ist und bedankt sich, dass die Zuschauer trotzdem nicht in den Betten geblieben, sondern zu ihrem Konzert gekommen sind. Mit „Musik hilft“ schließt sie ihr Statement ab, jedoch machen die gut gekleideten Münchener Besucher nicht den Eindruck, als wären sie von den Ereignissen des Tages schwer getroffen worden.

Eva’s Stimme hat etwas sehr Beruhigendes, in Kombination mit den abstrakten Soundvariationen von Bruder Philipp schaffen Hundreds so ein transzendentes Erlebnis. Verstärkt wird das durch die begleitenden Video-Illustrationen, die nahezu fortlaufend auf der großen Leinwand hinter der Bühne gezeigt werden.

Es werden abwechselnd Stücke vom neuen Album als auch ältere Titel gespielt, die sich jedoch perfekt ineinander einfügen. „Ten Headed Beast“ vom Vorgänger „Aftermath“ wird in einer langsamen, theatralischen Pianoversion aufgeführt.

Eva Milner trägt die Lieder mal ernsthaft, mal emotional versunken und mal mit angedeuteten Tanzbewegungen vor. In ihrem dunklen Kleid mit großem Rückenausschnitt und ihren grazilen Bewegungen erinnert sie dabei manchmal an die junge Sinéad O’Connor. Die scheinbare Verletzlichkeit der Sängerin steht im Gegensatz zu dem volumigen Elektronic-Sound und macht die Einzigartigkeit von Hundreds aus.

„Happy Virus“ vom selbstbetitelten Debüt beschließt dann den Hauptteil. Die Unterbrechung währt jedoch nur kurz.

Die Zugabe ist „Grab The Sunset“, ebenfalls vom Debütalbum, welches ein kleines Lali Puna Déjà-vu bewirkt. Am normalen Ende des Titels verabschiedet sich Eva mit einer dankenden Verbeugung und Philipp verliert sich gemeinsam mit dem Tour-Percussionisten in einem Instrumentalrausch, der mindestens nochmal genau so lang dauert und die meisten Zuschauer im Ampere zum ekstatischen Tanzen bringt.

Dann ist Schluß und der „schwarze Tag“ hat mit diesem wunderbaren Konzertereignis ein versöhnliches Ende gefunden.

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