Kid Cudi – Passion, Pain & Demon Slayin’ – Album in vier Akten

Schon in der ersten Single, mit der Kid Cudi 2009 von sich Reden machte, markierte der US-Rapper einen Punkt in der Geschichte des Hip-Hop. In „Day’n’Night“ rappt er von den eigenen Unzulänglichkeiten, von Einsamkeit. Davon, wie es ist, nicht geliebt zu werden und wählt dafür ein Genre, das für fettes Ego und dicke Hose berüchtigt ist. Das Konzept geht auf, schlägt ein, er kommt an, weil er seinen Fans das Gefühl gibt, einer von ihnen zu sein. Einer, der tagtäglich mit dem Leben zu kämpfen hat.

Diesem Kampf fühlt sich Scott Mescudi, so der bürgerliche Name des Musikers, im Oktober nicht mehr gewachsen. Trotz groß angekündigtem Album für die zweite Jahreshälfte zieht er sich unter ausführlichen Entschuldigungen in den Social Media an die Fans zurück. Depression, Angstzustände, Rehab.

Jetzt ist das Kid named Cudi zurück, im Gepäck: Die neue Platte, ach was, zwei Platten! „Passion, Pain & Demon Slayin’“ ist ein Double Disc Album und kommt bedeutungsschwer in vier Akten daher.

Mit der Platte knüpft Cudi nach seinem kurzem Versuch im Grunge Rock an seine Wurzeln an, die im Hip-Hop und im R’n’B liegen. Zurück im musikalischen Heimathafen wirkt er damit wieder authentischer und konsistenter.

Was leider auch an Kid Cudi erinnert, wie wir ihn von damals kennen, ist, dass ein Teil der Tracks locker ein bis zwei Minuten kürzer sein könnte. Zumindest fühlen sich Titel wie z.B. „Dance For Eternety“, „The Commander“, aufgrund ihrer stark repetitiven Strukturen so an, als ob der Song bei halber Laufzeit bereits alles gegeben hat, was in ihm steckt.

Einzelne Titel ragen jedoch heraus und lassen sich unter dem Dogma der Dramenstrukur hören. Der erste Akt wird mit „Frequency“ eingeläutet. Der Song setzt eine melancholisch, düstere Note, die sich als Grundton erst mal hält.

Weniger düster, immer noch melancholisch und jetzt etwas dramatisch baut darauf „Swim In The Light“ auf. Der fast sphärische Gesang wird von Synthie Sounds unterlegt – die Zeiten mit Ratatat („Pursuit of Hapiness“, „Loud Things“) scheinen ihre Spuren in Cudis Klangfärbung hinterlassen zu haben. In Anlehnung an die jüngsten Ereignisse klingt der Refrain „You could try and numb the pain, but it’ll never go away“ nach dem Sumpf einer Depression, der nie ganz loslässt. So traurig und bedrohlich der Song vom Sumpf aber auch klingt, die letzten Zeilen sprechen von Hoffnung: „Let’s get well / Yeah“.

Mit dieser Hoffnung scheint in Akt 2 der Kampf aufgenommen zu werden. Deutlich heraus sticht diese Zuversicht in Titeln wie „Rose Golden“, der mit Willow Smith gemeinsam produziert wurde. Hier wird mit kräftiger Melodie verkündet, dass Zukunft kein Schicksal ist, nein, sie kann selbst gestaltet werden: „Stronger than I know, soon I’d understand / The power I posess, the story of The Chosen.“

Das religiös anmutende Grundvertrauen bleibt Motiv. „Wounds“, verkündet fast gebetsgleich den Glauben daran, dass auf schlechte Zeiten immer gute folgen werden.

Wie es sich für ein Drama in vier Akten gehört, schließt die Scheibe mit der ebenfalls vorab veröffentlichten Single „Surfin’“. Nach „Frequency“ ist hier Pharrell Williams zum zweiten Mal als Gast zu hören. Der upbeat-banger evoziert: Kid Cudi schafft es, das Düstere zu bekämpfen, Kid Cudi steht immer wieder auf.

Glatt gebügelt könnte man der Drameneinteilung so Bedeutung zusprechen. Doch die „Dramenkurve“ bricht dank der monoton farblosen Songs immer wieder ein. Das nimmt dem Kunstgriff die Legitimation und vermittelt den Eindruck, die Leiden des Kid Cudi werden hier aufgeblasen und im wahrsten Sinne des Wortes dramatischer performt als unbedingt notwendig.

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