Achtung, Achtung, die kleinen Brüder von The Kooks und Django Django haben ihr erstes Album herausgebracht. Das stimmt so natürlich nicht, Hippo Campus stehen in keinem blutsverwandtschaftlichen Verhältnis zu den genannten Bands, Einflüsse kann man aber deutlich hören.
Ihr Debütalbum „landmark“ ist der perfekte Soundtrack für Frühling und Sommer. 13 Song befinden sich auf dem Longplayer.
Die Band aus St. Paul, Minnesota, eröffnet ihr Werk mit „Sun Veins“: Electro-Sample-Loop trifft auf mehrstimmig-verzerrten Gesang, der von einer Gitarre abgelöst wird. In dem Intro liegt schon die DNA der Platte: Melodiöser Indie-Pop, der stellenweise mit elektronischen Spielereien verfeinert wird.
Sänger und Gitarrist Jake Luppen besingt in „Tuesday“ das kleine, leicht betrunkene Glück an einem Dienstagabend, anregende Gespräche bei einer „box of wine“.
Die Jungs von Hippo Campus sind eindeutig eher Wein- als Schnapstrinker: den Abend langsam und genußvoll schön trinken, anstatt Komasaufen.
Sofort musste ich bei „Tuesday“ an die großen Wochentag-Hits „Blue Monday“ und „Friday I’m In love“ denken. „Tuesday“ ist ein netter Song, wird aber vermutlich nicht in den Olymp zu den Meisterwerken von New Order oder The Cure aufsteigen.
„See how western kids have silicon inside their lips“ ist die erste grandiose Zeile aus „Western Kids“. Die The Kooks 2.0-Nummer ist eines der Tanzstücke auf „landmark“, das man gut auf dem Weg zum Baggersee oder auf einer WG-Party hören kann.
Apropos WG-Party: Auf dem Plattencover sieht man eine graphische Darstellung eines Zimmers mit Ausblick. Es gibt u.a. einen Plattenspieler, ein Glas Rotwein (natürlich!), ein Notizbuch und ein paar Doc Martens zu sehen. So könnte der Prototyp eines WG-Zimmers eines Hippo Campus-Hörers aussehen. Bunt, nicht zu unordentlich und mit Blick nach draußen auf eine grüne Landschaft.
Tatsächlich gibt es nur eine Ballade auf dem Erstlingswerk, nämlich „Monsoon“. Spaß und Leichtigkeit prägen die Tracks.
Ein echter Hinhörer mit Ohrwurm-Charakter ist „Simple Season“. Entspannte Gitarren treffen auf entspannten Gesang, der Refrain wird gepfiffen und das Lied endet mit einem hawaiianisch-klingenden Outro.
Als „Hippocampus“ bezeichnet man in der Medizin den Bereich, an dem die Informationen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis übergehen. Ob die Musik von Hippo Campus ins Langzeitgedächtnis der Musikgeschichte gespeichert wird, ist noch nicht abzusehen.
Sicher aber ist, dass das Quartett eine melodiöse Indie-Pop Platte für die nächsten zwei bis drei Sommer veröffentlicht hat.