Sie werden so schnell erwachsen. Gestern haben Hippo Campus noch Art-Pop gemacht und waren verliebt in ihre Keyboards. Heute haben sie ihre Gitarren ausgepackt und machen geradlinigen Indie-Rock mit selbstironischen Untertönen.

Das neue Album “Flood” von Hippo Campus fühlt sich an wie das Reifezeugnis einer Band, die endlich zu sich gefunden hat. Es ist durchzogen von einer erwachsenen Sicht der Welt, mitunter melancholisch, aber noch immer so leichtfüßig, dass niemand Moos ansetzt.

Die Songs nehmen Platz auf einem bequemen Sofa, gepolstert mit Rock, Folk und Country. Hier und da sind auch kleinere Kissen aus Blues drapiert.

Das Ganze ergibt ein stimmiges Bild und wirkt in sich ruhender als das Vorgänger-Album “LP3“. Die 2022 erschienene Platte hatte noch den Charakter eines verträumten Indie-Pop-Albums mit Art-Pop-Einflüssen. Es gab diesen Spaß am Experimentieren, aber so recht festlegen wollte sich die Band nicht.

Auf “Flood” hat man das Gefühl, dass die Band stilistisch und thematisch ihre eigene Handschrift gefunden hat. Das Markenzeichen von Frontsänger Jake Luppen, die verzerrte Stimme, zieht sich durch alle Songs. Es gibt den Liedern ein Gefühl von Sentimentalität; je nach Thema klingt das mal nach Sonnenschein und dann wieder nach Gewitter.

Aber auch die Produktion macht einen durchdachteren Eindruck. Alles hört sich satter an und hat eine innere Logik, die manchen Songs auf “LP3” noch fehlte. Das merkt man deutlich an neuen Stücken wie “Fences” und “Tooth Fairy”, die mit wahnsinnig schönem Gitarrenspiel aufwarten können. Das Keyboard nimmt sich im Vergleich zum Vorgänger-Album angenehm zurück und ergänzt das Gesamtbild um einige wenige Pinselstriche.

Die Lust am Experimentieren mit neuen Stilen haben Hippo Campus aber nicht aufgegeben. Es wirkt hier nur eher wie ein Stöbern in alten Jahrbüchern. Songs wie “Flood” und “I Got Time” leihen sich zum Beispiel die Akkorde bei Country und Blues aus, was verdammt gut passt.

Man kann es kaum glauben: Es sind gerade mal zwei Jahre vergangen, aber zwischen “LP3” und “Flood” liegen stilistisch Welten. Hippo Campus sind erwachsen geworden. Man fragt sich erwartungsvoll: Was kommt als Nächstes?

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