Der Hippocampus ist der Teil des Gehirns, der dafür zuständig ist, Erinnerungen zu generieren. Ob die gleichnamige Band mit ihrem dritten Album, das schlicht mit „LP3“ betitelt ist, es allerdings von dort schließlich bis in die Großhirnrinde schafft, um dort abgespeichert zu werden, ist fraglich.
Dabei legen Hippo Campus mit „2 Young 2 Die“, abgesehen von der gewollt speziellen Schreibweise, eigentlich ganz gut los: Klar, man muss schon eine gewisse Pop-Affinität mitbringen, um diesen sachten Einstieg gut zu finden. Denn die Melodiebögen bieten keine großen Überraschungen, dafür aber jede Menge Hall. Aber diese seltsamen Hintergrundgeräusche machen neugierig.
Direkt zu Beginn des Refrains, bei dem sich seltsam modifizierte Bläserchöre mit elektrischen Soundschnipseln paaren und von einer gehörigen Portion autogetunter Stimme verabschiedet werden, geht einem ein Licht auf, wo man Ähnliches schon mal gehört hat.
Bon Iver ist hier ein gutes Stichwort. Und, wenn Musik Erinnerungen an diesen Großmeister des avantgardistischen Indie-Whatever wach werden, kann das Gehörte so schlecht eigentlich nicht sein.
Aber dann marschiert „Blew Its“ in den Gehörgang und mäht die hoffnungsvollen Erwartungen ohne zu Zögern nieder. Von der Titelgebung ähnlich seltsam wie sein Vorgänger, haben die Songs musikalisch leider wenig gemein. Der banale Elektro-Pop, dem jegliche Innovation fehlt, weckt am ehesten Assoziationen mit dem Boyband-Kosmos.
Ein Schicksal, das zu viele Songs auf „LP3“ teilen. Auch bei „Bang Bang“ ist das musikalische Gerüst ungefähr so kreativ wie seine Titelgebung. Davon, dass Hippo Campus mal eine Indie-Rock-Band gewesen sein sollen, keine Spur mehr:
Statt verzerrter Gitarren, Schlagzeug und extrovertiertem Gesang gibt es sachte Tastentöne, künstliche Beats und versöhnliches Gesäusel. Wer kann eigentlich diesen leidlichen Synthies mal sagen, dass sie sich nicht überall einmischen sollen?
Mit „Ashtray“ hellen sich die Wolken kurzzeitig auf, zumindest wenn man Neunziger Emo-Pop mag. Und auch „Listerine“ versprüht mit seiner angenehm monotonen Melodie, der es an Süße trotzdem nicht fehlt, in Kombination mit der seichten Instrumentierung einen lässigen Vibe, der auch dem balladigen „Understand“ innewohnt.
Schade, dass Hippo Campus das nicht bei mehr Songs auf „LP3“ gelingt.