Jens Lekman  (nicht Lehmann, pro forma dieser Hinweis, wäre sonst denkbar, wenn denn schon ehemalige Fußballstars im Dschungelcamp auflaufen), steht für intelligentes, humorvolles und einfühlsames Songwriting, gepaart mit einer angenehm, unverwechselbaren Stimme.

Ein Sechser im Pop-Lotto war irgendwo zu lesen. Definitiv! Mit seinem neuen Album „Life Will See You Now“ hat er nun dann auch noch die richtige Zusatzzahl auf dem Tippschein.

Der in Australien lebende Schwede ist gerade 36 geworden und hat seine Songs genau in diesem Bewusstsein geschrieben. Ein „thirties-crisis disco album“ wie er es nennt, durchmischt von lateinamerikanischen Rhythmen.

Schon der Albumtitel verrät dies: „Life Will See You Now“, der alternative Auf-/Weckruf im Warteraum eines Arztes. Hey, Dein Leben findet jetzt statt!

Das Album erzählt Geschichten von Begegnungen, Liebesbeziehungen, feinfühligen Männerfreundschaften, von Seelenschmerz, Ängsten und Entscheidungen die jeder im Leben treffen muss.

Lekman will seine Zuhörer zum Lachen bringen. Dies erreicht er neben seinen Texten durch eine Musik, die fröhlich klingt, wenn von Traurigkeit erzählt wird und vice versa. So verspricht er einem traurigen Freund („Hotwire The Ferris Wheel“) , den er mit der verbotenen Inbetriebnahme eines Riesenrades versucht aufzuheitern, kein trauriges Lied darüber zu schreiben.

Beim Tiefpunkt der  Melancholie („Evening Prayer“), wenn er einen Freund, bei dem ein Tumor diagnostiziert wird, sagen lässt: „It’s helped me a lot to have a friend like you. When I saw you worry, I knew I had to be strong“, übertreibt er es dann etwas mit der musikalischen Heiterkeit, die die Background Vocals versuchen, aufkommen zu lassen. Es bleibt aber die einzige Schwachstelle im ganzen Album.

Jens Lekman steht oft selbst im Mittelpunkt seiner Geschichten. So kommt es auf einer Hochzeitsfeier („Wedding In Finistere“), zu der er als musikalischer Act gebucht wurde, abseits der Hochzeitsgesellschaft zu einem kurzen Gespräch mit der Braut. “Is this where the world ends? Or is it where it’s beginning? You open one door to find all the other doors closing” wird der musikalische Gast gefragt. “Marry and regret it. Don’t marry, regret it too. Whether you marry or you don’t. Either way you’ll wish you hadn’t”.

Rückblickend trifft er als Teenager („To Know Your Mission“) auf einen mormonischen Missionar, der ihm hilft – ohne dabei seine Religion zu bemühen – herauszufinden, wofür er auf der Welt ist, was seine Aufgabe ist: „To have a dream a GPS in your heart a path to follow through the dark.“  Darauf folgt mit Selbstironie, die ihn rückblickend Lügen straft: „I write songs sometimes but they’re kinda bad“. Wenige Noten unterstreichen den kompletten  Selbstfindungsdialog, bevor mit anziehendem Tempo der wohlige Schauer nachlässt.

In seiner umfangreichen Ankündigung zum neuen Albums empfiehlt Lekman, das Album doch besser physisch zu kaufen,  da sich ein extra zu jedem Song von Klara Wiksten angefertigtes Artwork darauf befindet. Und sein abschließend geäußerter  Wunsch: „These songs are yours now, take good care of them.“.

We intend to do so Jens.

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