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sir Was – Digging A Tunnel – Die Entgrenzung von Musik

Schweden ist ein aufregendes Pflaster, das weiß nicht nur Donald Trump. Den Beweis bietet auch sir Was. Nach Jahren als Studio- und Tourmusiker für Künstler wie José González und seine Band Junip schafft es Joel Wästberg, wie sir Was mit bürgerlichem Namen heißt, endlich aus dem Schatten ins Rampenlicht.

Mit seinem Debütalbum „Digging A Tunnel“ wagt er genau das, wovor er sich so lange gefürchtet hat: Seine eigene Musik machen und auf der Bühne stehen – und diesmal nicht im Hintergrund.

Die Platte ist ein organischer Mix aus Folk, Hip-Hop, elektronischen Elementen und melancholischen Vocals. Zwischendrin finden sich immer wieder Überraschungsmomente: Flöten, Kirchenglocken oder Vogelgezwitscher.

sir Was überschreitet musikalische Grenzen, als würde er sie gar nicht kennen – und sorgt so für die besondere Leichtigkeit, die das Album ausmacht. Er spielt mit Instrumenten, Musikrichtungen und Stimmungen und schafft dabei einen Sound, der sich bei jedem Track neu zu erfinden scheint; mal mit Reggae-Elementen, mal psychedelisch anmutend. Immer dabei ist ein lässiger Rhythmus.

Bei seiner Arbeit schöpft sir Was immer wieder aus seinem musikalischen Archiv: Während er sich als Kind durch die Plattensammlung seiner Eltern hörte und dabei Klassiker wie The Beatles oder Led Zeppelin kennenlernte, wandte er sich später dem intensiven Studium der Jazzmusik zu und entdeckte seine Liebe für das Saxophon. Während eines 6-monatigen Aufenthalts in Südafrika näherte er sich rhythmischen Schlagzeug-Beats an und integrierte auch diese in sein Schaffen.

Mit sir Was hat Joel Wästberg sich eine kreative Identität geschaffen, ein mutiges Alter Ego, das seine Musik nicht länger verstecken will, zur Tat schreitet und sich selbst die Krone aufsetzt.

Zu sehen bekommen wir diesen royalen Draufgänger in dem Musikvideo zu „In The Midst“: Das Ganze beginnt mit einem Countdown – wir werden auf die Folter gespannt. Dann richtet sich unser Blick auf ihn: die königliche Erscheinung sir Was. Mit Krone, Königsmantel und Schwert treibt er über einen Fluss.

Das sieht nicht nur fancy aus, sondern fasst auch das Feeling des Albums „Digging A Tunnel“ perfekt zusammen. Die smoothe Platte lädt zum Sich-Treiben-Lassen ein, ohne dabei langweilig zu werden. Ganz im Gegenteil: Immer wieder baut sir Was neue, ungewöhnliche Elemente in seine Sound-Landschaften ein.

So beginnt „A Minor Life“ beispielsweise mit dem Klang eines Dudelsacks, der langsam in elektrische Pop-Elemente übergeht. Wenig später gesellen sich rhythmisch wiederholende Flöten zu den wehmütigen Vocals und sorgen für einen Moment der musikalischen Befreiung. In „Bomping“ entführen lockere Beats und eine Mundharmonika zu einem Bar-Abend.

Mit „Digging A Tunnel“ präsentiert sir Was genau die Platte, die man für ein entspanntes Wochenende braucht. Sie bietet die perfekte Soundkulisse, um sich in Ruhe einen Kaffee zu kochen, die Platten- und Büchersammlung zu durchstöbern oder mit Sonnenbrille auf der Nase die Stadt zu erkunden.

Dabei wird natürlich mit den Knien, den Schultern und dem Kopf gewippt. Wenn niemand hinschaut, darf man auch ruhig mal im Rhythmus schnipsen. Ein Glück, dass diese Neuigkeit aus Schweden keine ‚Fake News‘ ist.

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