B-what? Um erste Verwirrungen aus dem Weg zu räumen: Man spricht es Banquet aus. Derartige (verstümmelnde) Abkürzungen kennt man ja schon von Bands wie SBTRKT oder MGMT, wobei letztere zumindest irgendwie ohne Vorwissen aussprechbar ist. Nachdem wir nun wissen, wie wir es aussprechen, bleibt nur noch die Frage, was es eigentlich ist.

BNQT ist ein Musikprojekt, das Eric Pulido – Frontmann von Midlake – ins Leben gerufen hat. Pulido hatte die wunderbare Idee, seine kreative Energie mit anderen Musikern zusammenzubringen und eine Band daraus zu machen. Die Musiker, die er für BNQT ins Boot geholt hat, sind keine Unbekannten, ganz im Gegenteil. Mit dabei sind Alex Kapranos von Franz Ferdinand, Fran Healy von Travis, Ben Bridwell von Band Of Horses und zu guter Letzt Jason Lytle von Grandaddy.

Allein diese Information sollte reichen, um Indie- und Alternative-Liebhaber*innen nach Luft schnappen zu lassen. Wer sich Ende der 1990er, zu Beginn der 2000er mit Leib, Seele und Taschengeld Indie- und Brit-Pop-Größen wie den Kaiser Chiefs, Bloc Party oder The Libertines verschrieben hat, kommt an der Platte „Volume 1“ nicht vorbei. Denn auch noch nach all den Jahren schlägt unser Herz im Verborgenen immer noch für diese (damals) jungen Wilden.

Eric Pulido agiert bei dem Projekt als Drahtzieher, der seine Midlake-Bandkollegen mit den Gastmusikern zusammengebracht hat. Das Besondere: Kapranos, Healy, Bridwell und Lytle geben nicht nur ihre Stimmen für „Volume 1“, sondern waren auch am Schreibprozess aktiv beteiligt. So sind insgesamt 10 Songs entstanden, in denen verschiedene Stile, Stimmen und Stärken aufeinandertreffen.

In dieser Hinsicht macht BNQT seinem verkürzten Namen alle Ehre. Das Album spannt sich wie eine festliche Tafel auf:

In „Hey Banana“ erwarten uns psychedelische Häppchen, in „Failing at Feeling“ können wir den Herzschmerz à la Radiohead schon auf der Zunge spüren und in „Unlikely Force“ genießen wir die vollmundigen 70er Vibes. Abgerundet wird das Buffet durch Gute-Laune-Nummern wie „L.A. On My Mind“, die unseren Hunger nach lässigen Beats stillen.

Rund 42 Minuten lang entführt uns „Volume 1“ in eine lang vergessene Welt, in der wir uns in viel zu kleinen, viel zu heißen Clubs die Seele zu den besten Indie-Klassikern aus dem Leib getanzt haben. Eine Welt, in der wir mit lauter Franz-Ferdinand-Mukke Auto gefahren sind und in Begleitung der Arctic Monkeys auf der Tanzfläche mit unserem Schwarm geknutscht haben. Wenn man so will, laden BNQT zu einer Fahrt auf dem Nostalgie-Scooter ein.

Mag es auch nur aus Nostalgiegründen sein, ein Reinhören in „Volume 1“ lohnt sich allemal, denn die Songs sind so abwechslungsreich wie man es sich von einem guten Mixtape wünschen würde. Die Größen der Indie- und Alternative-Musik haben ihre Fähigkeiten genutzt, um eine starke Platte auf die Beine zu stellen – nicht umsonst wird BNQT in zahlreichen Artikeln bereits als ‚Indie-Supergroup‘ angepriesen.

Kritiker*innen mögen der Band vorwerfen, dass ihre Kollaboration noch unausgegoren sei; zu unruhig und zu heterogen für nur ein einziges Album. Doch diesen Kohärenz- und Harmonie-Jünger*innen kann ich nicht zustimmen. Ja, es ist ein Session-Album. Ja, man hört stark raus, wer bei welchem Song seine Finger im Spiel hatte. Ja, die Tracks könnten auch von ganz unterschiedlichen Alben kommen. So what? Für mich liegt gerade darin die Stärke der Platte.

Auch schürt der verheißungsvolle Albumtitel „Volume 1“ die Hoffnung, dass es in (hoffentlich naher) Zukunft einen Nachfolger geben wird – BNQT „Volume 2“ vielleicht? Da bleibt also noch genug Zeit, um einen gemeinsamen Band-Sound zu finden. Bis dahin brauchen für wir für Abwechslung nicht die Shuffle-Taste zu drücken.

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