Alles ist schal und sinnlos, um direkt zwei Christiane Rösinger-Songs zu zitieren – warum also nicht dem Lichtblick im Dunklen folgen und zum Tourauftakt der Künstlerin gehen?

Diesen Gedanken hatten offenbar viele Menschen, das Konzert im HAU war schon länger restlos ausverkauft. Anlass war Rösingers jüngst erschienenes Album „Lieder Ohne Leiden„, das jetzt schon zu den besten Alben des Jahres zählt.

Das dritte Klingeln ertönte um 20.14 Uhr, kurze Zeit später betraten Gitarrist Andreas Spechtl und Drummerin Laura Landergott (beide von Ja, Panik) sowie Keyboarderin Sonja Deffner (von Die Heiterkeit), alle schick in schwarz-weiß gekleidet, die Bühne des Theaters.

„Kleines Lied Zum Anfang“ wurde angestimmt und lässig schlenderte Christiane Rösinger auf die Bühne. „Ich freue mich, dass ihr alle da seid. Heute spielen wir alle Songs vom neuen Album“ versprach die Sängerin und Autorin nach dem ersten Song.

Es folgte „Lob Der Stumpfen Arbeit“, ein Lied, in dem das kreativ arbeitende Prekariat, treffend wie nie zuvor, beschrieben wird.

„Der nächste Song hätte eigentlich ein Buch werden sollen, die Recherchen waren aber zu deprimierend. Wenn man eine Künstlerin auf mehreren Gebieten ist, dann kann man eben auch aus einer Buchidee einen Song machen“, so kündigte Rösinger augenzwinkernd den heimlichen Hit der Platte, „Joy Of Ageing“, an.

Die Kunstschaffende versteht es wie keine Zweite, anstrengende, schwierige und traurige Lebenssituationen in Worte zu fassen und in ihnen die Komik zu erkennen und zu benennen.

Vor „Eigentumswohnung“, einem Lied, „das sehr anstrengend zu singen ist“, kündigte Rösinger an, dass sie „danach ins Sauerstoffzelt müsse“. Dem war nicht so, sie beendete den schnellen Song mit dem Hinweis „It´s a rap“. Das Publikum jubelte.

Still, geradezu andächtig wurde es, als sie „Ich Muss Immer An Dich Denken“ sang. Vielleicht hatte sie ein Tränchen im Auge und vielleicht hatte sie diesen Song innerlich ihrer verstorbenen Freundin und musikalischen Weggefährtin Almut Klotz gewidmet.

Diese, wie auch weitere Nummern, stammen aus früheren Schaffensphasen Rösingers. „Mich wird keiner am Boden sehen“ – die Musikerin ist ein Stehaufmensch, wie sie es in „Hauptsache Raus!“ besingt. Der letzte Song des aktuellen Albums, „Das Gewölbte Tor“, war auch der letzte Song des regulären Sets.

Rösinger-Fans aller Altersklassen, vom Grundschulkind bis zur grau melierten Dame, jubelten, klatschten und trampelten mit den Füßen.

Mit der Pianoversion von „Berlin“ kehrte die Wahlberlinerin zusammen mit Andreas Spechtl auf die Bühne zurück. „Wer Wird Millionär“ und „Ich Würde Flyer Drucken Lassen“ von ihrer früheren Band Britta, waren Teil des regulären Zugabenblocks.

„Ende der Achtzigerjahre waren Almut und ich auf einer Hausbesetzerparty in der Köpenicker Straße. Einige von euch waren auch da. Damals ist Funny von Dannen aufgetreten und wir haben spontan mit ihm gesungen“, erzählte sie und stimmte „Das Regenlied“ an. Danach gingen die vier Musiker von der Bühne.

Aber nein, der Rösinger-Abend sollte noch nicht vorbei sein, sie ließ sich zu einer weiteren Zugabe hinter dem Vorhang hervor klatschen. „Jeder Ist In Seiner Eigenen Welt“, mit einem Die Lassie Singers Klassiker beendete die Erfinderin des Prekariat-Pops ihren überaus gelungenen Tourauftakt.

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