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Die Pop-Branche dreht sich im Kreis – Little Cub im Interview

Als sich Dominic Gore und Duncan Tootill, zwei der drei Gründungsmitglieder von Little Cub, im Frühjahr 2013 zufällig bei einer öffentlichen Jazzsession in einem trostlosen Kirchsaal zum ersten Mal über den Weg liefen, ahnte wohl keiner der beiden, dass dieses Treffen die Geburtsstunde einer Band markieren sollte, die vier Jahre später im Rampenlicht der britischen Pop-Szene steht. Im April 2017 zerren nämlich alle Pop-Anhänger auf der Insel an den beiden Briten und ihrem dritten Mann im Bunde, Ady Acolatse. Mit ihrem Debütalbum “Still Life” wollen Little Cub nun auch dem Rest der Welt zeigen, was in ihnen steckt. Wir trafen Ady Acolatse und Dominic Gore in Berlin zum Interview und sprachen über alte Erinnerungen, das Dasein im Rampenlicht und musikalische Helden.

MusikBlog: Dominic, erinnerst du dich noch an dein erstes Treffen mit Duncan?

Dominic Gore: Oh ja, natürlich. Das war unheimlich inspirierend. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Und heute sitzen wir hier in Berlin und geben Interviews. Ich denke, dass wir diesem Treffen unheimlich viel zu verdanken haben.

MusikBlog: Ady, du kamst erst später dazu. Du und Dominic, ihr kanntet euch aber schon vorher, richtig?

Ady Acolatse: Ja, das stimmt. Wir haben uns im Sommer davor in einem Londoner Club auf einer Techno-Party kennengelernt.

MusikBlog: Kurz nach dem ihr drei dann beschlossen hattet, eine Band zu gründen, trennten sich eure Wege aber auch schon wieder. Was war da los?

Ady Acolatse: Nun, Duncan lebte vor unserer Zeit viele Jahre in Amerika. Ihm wurde damals ein Platz an einer renommierten Musikschule in New York angeboten. Da hat er natürlich nicht lange überlegt. Für uns als Band war aber klar, dass wir das Ganze trotzdem weiterführen wollten. Wir haben uns dann ein Jahr lang via Telefon, Skype und E-Mail ausgetauscht. Irgendwann wurde uns aber allen klar, dass das zu wenig war, um richtig durchzustarten. Im Sommer 2014 hatte Duncan dann ein Einsehen und kam zurück nach England. Und seitdem klotzen wir richtig ran.

MusikBlog: Das Malochen hat sich gelohnt. Mit eurem ersten Album im Gepäck werdet ihr derzeit von einem imaginären roten Teppich über den nächsten gejagt. Zu Recht?

Dominic Gore: Das musst du andere Leute fragen. Wir genießen den Augenblick einfach nur. Wir wissen aber natürlich auch, dass das alles nur eine Momentaufnahme ist. Wir dürfen jetzt nicht locker lassen. Wir müssen weiter hart arbeiten und das, was uns auf dem Album auszeichnet auch live rüberbringen.

MusikBlog: Das scheint euch aber auch schon ganz gut zu gelingen. Bereits nach der Veröffentlichung eurer EP “Breathing Space” seid ihr gleich vier Nächte in Folge vor ausverkauftem Haus im Copeland Estate in London-Peckham aufgetreten.

Ady Acolatse: Ja, das war ein unbeschreibliches Gefühl. Aber es geht natürlich immer weiter. Das muss man sich immer wieder vor Augen führen, wenn man langfristig dabei bleiben will.

MusikBlog: Auf eurem Debütalbum präsentiert ihr eine ausgewogene Mixtur aus Indie-Pop und Ambient. War es von Beginn an klar, dass ihr diese Richtung einschlagen werdet?

Dominic Gore: Ich würde jetzt nicht von einem bereits vorhandenen Konzept sprechen. Aber es ist schon so, dass wir definitiv wussten, was wir nicht machen wollten. Wir haben einfach das Gefühl, dass sich die Pop-Branche gerade im Kreis dreht. Und wir haben keine Lust, nur ein weiteres Rädchen in einem Getriebe zu sein, das irgendwie nicht so richtig vorwärts kommt. Uns war es wichtig, eine Brücke zu schlagen. Wir wollten unsere musikalischen Helden adeln, aber gleichzeitig auch frischen Wind in die ganze Sache reinbringen.

MusikBlog: Wenn ich mir euer Album anhöre und mir dann Gedanken über vermeintliche musikalische Helden mache, dann fallen mir sofort Depeche Mode und die Pet Shop Boys ein. Liege ich da richtig?

Ady Acolatse: Auf jeden Fall. Das Spektrum geht aber noch weiter. LCD Soundsystem, New Order, Pulp, Wild Beasts: Es gibt viele Bands und Künstler, die uns inspirieren und musikalisch beeinflussen.

Dominic Gore: Die große Kunst ist, die Einflüsse von außen mit eigenen Ideen zu füttern, damit am Ende etwas Authentisches entsteht. Das war unser großes Ziel.

MusikBlog: Im Gegensatz zu vielen anderen Pop-Acts mit elektronischem Einschlag präsentiert ihr euch auf dem Album in puncto Sound wie eine klassische Band. Wie kommt’s?

Ady Acolatse: Schön, dass dir das auffällt. Der Grund ist: Wir wollen nicht nur im Studio bestehen, sondern auch live Spuren hinterlassen. Und das bekommt man nur hin, wenn das Ganze so arrangiert wird, dass es auch auf der Bühne funktioniert. Unsere Musik soll nicht nur aus Maschinen kommen. Sie soll leben und mit echten Instrumenten gespielt werden. Das ist uns sehr wichtig.

MusikBlog: Wichtig scheint euch auch ein visueller Part zu sein. Mit “Too Much Love” , “My Nature” und “Loveless” habt ihr bereits drei Video-Clips am Start.

Dominic Gore: Wir sind alle mit Bands aufgewachsen, die während ihrer Hochphasen unglaublich tolle Videos zu ihren Songs veröffentlicht haben. Das hat uns natürlich auch geprägt. Und in Zeiten, in denen Video-Channels wieder auf dem Vormarsch sind, wäre es fast schon fahrlässig, wenn man diese Möglichkeit außen vor lässt. Letztlich geht es um ein großes Puzzle. Und jede Produktion ist ein kleines Teil davon. Songs, Videos, Live-Shows: Das gehört, unserer Meinung nach, alles zusammen. Und das wird, denke ich, auch so bleiben.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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