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Hauschka – What If

Nach dem gefeierten Kritikererfolg „Abandoned City“ von 2014 begann für Volker Bertelmann, genannt Hauschka, eine intensive Phase der Filmmusiken. Scores für die durchgefallene Home-Video-Doku über Deutschland von Sönke Wortmann, für die deutsch-brasilianische Dokumentation „Exodus“, für den kleinen Indie-Horror-Erfolg „The Boy“, und nicht zu vergessen, im Verbund mit dem amerikanischen Pianisten Dustin O’Halloran, der für einen Oscar nominierte Soundtrack zum Filmdrama „Lion“.

Hauschka ist so langsam kein Geheimtipp der experimentellen Indie-Musikfreunde mehr. Hauschka ist in aller Künstlermunde. Und nun hat der auf scheinbar unergründlichen Wegen Piano-Musiken verfremdende Klangkünstler aus Düsseldorf nach den Jahren der Soundtracks und Kollaborationen wieder gefallen am eigenen Werk gefunden.

„What If“ hört man die Spiellaune, das Wegkommen von den zu engen Korsetts der Filmmusiken deutlich an. Das präparierte Piano darf wieder Dissonanzen, vertrackte Rhythmen, eigenwillige Melodiebögen und skurrile Klangbilder erzeugen. Weg von den schönen Piano-Melodien, den dramatischen Streichern des Films, hin zu dem, was Volker Bertelmann von je her ausmachte: musikalisch anders sein.

Wer einen schnieken Pianisten, der träumerisch verzaubernde Melodiewelten und allgemeine Wohlklänge produziert, erwartet, den wird Hauschka mal wieder das Fürchten lehren. Synkopen allenthalben gibt es stattdessen aufs Gehör. Irritierend und faszinierend andersartige Piano-Klänge wuseln auf „What If“ um die Wette.

Einem Album, im Übrigen, welches sich den narrativen Fantasie-Fragen der early Science-Fiction hingibt und klanglich erörtert, wie man sich zu Zeiten der ersten Mondlandung die Zukunft vorgestellt hatte („My Kids Live On Mars“), ob und welches Leben es auf dem Mars gäbe , was nur wäre, würde man tausend Jahre alt werden („We Live A Thousand Years“), und wie unsere dystopische Welt nur ohne Wasser und Bäume funktionieren könnte („Trees Only Exists In Books“).

Hauschkas komplexe Musiken werden ihm den Zugang zu Hitparaden auch weiterhin verwehren. Das macht aber gar nichts, schlummern abseits der Charts doch die wahren Schätze des Pop.

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