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Lambert – Sweet Apocalypse

Das Cover zu Lamberts neuestem Album „Sweet Apocalypse“ erinnert an den Roman „Die Straße“ (“The Road) von Cormac McCarthy. Vater und Sohn allein in einer postapokalyptischen Welt, zurückgelassen auf einer Straße mit unbekanntem Ende, nur mit der Hoffnung ausgestattet, dass es doch irgendeinen Gott gibt, der die Menschheit noch nicht aufgegeben hat.

Das ist kein Zufall. Auf dem von der Berliner Künstlerin Moki gestaltetem Art-Work , überwiegt die Farbe Orange, Sinnbild für Licht und Wärme und natürlich trägt das Kind (Sohn), die gleiche Maske wie Lambert (Vater). Dies nimmt der Apokalypse auch ein stückweit den Schrecken.

In Zeiten, in denen der bekannteste Forscher der Welt, der Astrophysiker Stephen Hawking der Erde noch 100 Jahre gibt, und filmreife apokalyptische Gestalten wie Donald Trump und Kim Yong Un dies wahrscheinlicher werden lassen, ist dies auch bitter nötig.

Wobei „bitter“ bei Lambert zu „süß“ wird. Und so nimmt uns die Musik etwas raus, aus der sich im Moment zu schnell drehenden Welt. Lambert will in unruhigen Zeiten Hoffnung geben, will das Positive der Apokalypse zeigen, es gibt immer einen Neuanfang.

Das minimalistische Klavier, nah am Schlagzeug (Lambert war früher selbst Schlagzeuger), metronomisch, darüber die feinen, melancholischen Melodien in Moll.

Lambert erweitert sein Klavierspiel, das natürlich im Mittelpunkt bleibt, erstmals um Bläser und Streicher. 12 Stücke (die Zahl ist sicher kein Zufall), variieren über ein Thema mit wenigen Noten.

Es ist aber nicht so leicht, die Titel in den Stücken zu erkennen, wie es seinerzeit Mussorgsky mit den „Bilder einer Ausstellung“ geschafft hat, bei denen man durch die Musik die Bilder hören kann.

Apropos Bilder. Zu jedem Stück hat Moki ein Bild gemalt. Dies war kein einseitiger Prozess, sondern hat sich gegenseitig beeinflusst und befruchtet, wie Lambert in Interviews betont.

Lamberts Musik ist neoklassisch oder Classic Crossover. Ähnlich wie sein Kollege Chilly Gonzales besetzt er eine Nische im Pop. Doch mit Klaviermusik allein lockt man niemanden hinter dem Ofen hervor, in dem beharrlich das Feuer des „Nur mit Text und sei er auch noch so sinnfrei“, brennt.

Vielleicht interpretierten beide deswegen zuerst bekannte Popsongs und der eine trägt Hausschuhe und Bademantel auf der Bühne, der andere eine Maske. Versteckt sich Lambert dahinter oder braucht er die Maske wirklich um sich völlig losgelöst von seinem Ich, entfalten zu können?

Geschenkt, wenn diese wunderbare Musik dabei heraus kommt.

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