Beth Ditto ist zurück und sie will uns tanzen sehen. „Fake Sugar“ heisst ihr erster Solo-Longplayer, der sehnsüchtig erwartet wurde.

12 Pop-Perlen finden sich auf dem Werk. Die musikalischen Referenzen reichen von Country über mehrstimmigen 60s-Gesang bis hin zu Rhythm and Blues.

Wer auf ein weiteres „Standing In The Way Of Control“ wartet, druckvoll, krawallig und punkig, wird hier enttäuscht. „Fake Sugar“ zeigt die bonbonfarbene Seite der Ditto, die in jedem Falle auch hörenswert ist.

Die Sängerin, Modedesignerin und Buchautorin ist in der letzten Dekade zu einem Role Model für viele geworden. Nicht nur in der queeren Community wird sie gefeiert, sie hat auch ihren Platz in der Body-Positivity-Bewegung. Hier geht es darum, jeden Körper, ob gesund oder krank, dick oder dünn, anzunehmen und zu lieben.

Mit „Fire“, der ersten Single, wird die Richtung des Albums festgelegt: Kraftvoll und melodiös inklusive Mitsing-Hooks. Für die kleinen Clubs und die Stadien.

Der Titelsong „Fake Sugar“ ist eine Mischung aus Country-Gitarren und schwebenden EDM-Beats, natürlich fehlt auch ein „Uh-Na-Na“ nicht.

Die US-Amerikanerin nimmt uns in dem Lied mit in ihre Vergangenheit. Zurück nach Arkansas, zurück in die Armut, zurück aber auch zu ihrer ersten Liebe und zu den „Yankee Dimes“ (Küssen). Get up and go“ singt sie weiter und beschreibt ihren Aufbruch.

In „We Could Run“ wird das Aufbruchsmotiv fortgesetzt: „We could always play it safe, But that’s no fun, We could run“. Nur vor dem Fernseher abhängen und den anderen beim schönen Leben zusehen ist keine Option. Durch das lang gezogene „Run“ und die hohen Gitarren löste der Track bei mir direkt Fernweh aus.

Ähnlich privat mutet „Love In Real Life“ an, eine klassische Feuerzeugballade. Hier trifft Beth Dittos kräftige Stimme auf sehnsuchtsvolle Gitarre. „There is no one I want more“ wird gesungen und vermutlich hat sie den Song für ihre Frau Kristin Ogata aufgenommen. Die zwei sind schon sehr lange zusammen und haben 2013 geheiratet.

Ditto betreibt ganz klar Etikettenschwindel: „Fake Sugar“ ist dieses Album nicht. Zucker, also energiegebend und wohlschmeckend bzw. -klingend ja, aber was hat es mit „Fake“ auf sich? Das Album ist eine mutmachende Platte, auf der Beth uns mehrmals auffordert, aufzustehen und unseren Weg zu gehen.

„Fake Sugar“ sollte unbedingt (auch) über Kopfhörer gehören werden, damit alle akustischen Finessen zur Geltung kommen, denn das Album ist sehr rund produziert.

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