Noch immer sau-jung und sau-frisch, aber bereits mit dem zweiten Album zünden Bully die volle Grunge-Nostalgie-Rakete ab. „Losing“ ist dabei rauer und druckvoller geworden, als der manches Mal zum Power-Pop schielende Erstling „Feels Like“ vor zwei Jahren.

Alicia Bognanno, gebürtig aus Minnesota, ist Dreh- und Angelpunkt des Grunge-Quartetts, das in Nashville gegründet wurde, wo Alicia studierte. Aufgrund eines Praktikums, das sie im Studio „Electrical Audio“ der Indie-Produzenten-Ikone Steve Albini in Chicago absolvierte, durfte sie nun scheinbar dahin zurückkehren, um den Nachfolger ihres vielversprechenden Debüts aufzunehmen.

„Losing“ atmet den Alternative-Rock-Geist Albinis. Bully wurde noch dazu von dem Seattler Indie-Label schlechthin, Sub Pop, gesignt. Nicht nur die Voraussetzungen deuten also in Richtung Grunge.

„Losing“ ist ein waschechter Grunge-Kracher. Aufheulende, aggressive Punk-Rock-Riffs treffen auf Melodie, friedlicher Strophen-Gesang trifft auf brachiales Geschrei im Refrain.

Bully lebt dabei maßgeblich von Alicias Stimmleistung. Äußerlich in die Kategorie des zart-schüchternes Mädchen gesteckt, erklingt ein Bully-Song auf „Losing“ zunächst auch zumeist mit stimmlichem Wohlklang. Doch spätestens bei der Riff-Eruption im Refrain ist Schluss mit lieblich. Alicia Bognanno ist zu erstaunlicher Kratzbürstigkeit fähig.

Ihr zumeist hilfesuchendes und nicht aggressives Geschrei passt zu Grunge wie Arsch auf Eimer. Veruca Salt, die frühen Sleater Kinney und mehr aus der glorreichen kurzen Zeit Anfang der Neunziger im Nordosten der USA kommen ins Gedächtnis, wenn man „Losing“ Gehör schenkt.

Eine Zeit, die heute belächelt wird, ob ihres schnellen Ausbrennens und Ausverkaufs. Dabei war der Kern dieser jugendlichen Subkultur zutiefst antikonsumerisch und antikapitalistisch und damit heutigen Jugendbewegungen bezüglich echter Werte um einiges voraus.

Bully greifen nicht albern-hip Gestriges auf und machen sich dabei lächerlich, Bully leben ihren lauten Rock mit Haut und Haaren. Sehr schön, weitermachen.

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