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Klez.e – Live im Hafenklang, Hamburg

Seit der neuen Platte „Desintegration“ nennen Klez.e alle „The Cure aus Deutschland“. Liegt wohl an den Anspielungen und der Frisur des Frontmanns.

Zuerst kommt aber noch Box And The Twins auf die Bühne. Wir machen eine Zeitreise in die Wave Phase der 90er. Der anfängliche Wohnzimmer Sound verwandelt sich schnell in eingängig tanzbaren Düster-Pop. Sängerin Box entledigt sich des Mikroständers und nutzt den Platz für expressiven Tanz. Der Hall ist aufgedreht bis zum Anschlag. Bass und Gitarre sorgen für den analogen Part des Sounds.

Nebel, viel Nebel. Glitzerndes Schlagzeug im Kontrast zum vielen Schwarz. Tobias Siebert ist eine Silhouette mit Beleuchtung von hinten, die genannte Frisur perfekt in Szene gesetzt. Der schwarze Netzumhang komplettiert das Spiel mit den Klischees. Das war dann auch alles an Showeffekten, unprätentiös geht es ab jetzt nur um die Musik.

„Wir ziehen die Zeit“. Wabernde Gitarre, das Schlagzeug sehr einfach und auf den Punkt. Mitnehmender Einstieg, leichte Steigerung über die ersten Stücke. Deutsche Lyrics sind konsistent. Richtig los geht es mit „Mauern“.

Die Intensität steigt, die Stücke werden länger als auf der Platte. Harmonie sukzessive ergänzt durch musikalische Tiefe.

Tobias immer tiefer versunken. Nicht mehr der Gesang ist der Mittelpunkt. Sein Gitarrenspiel wird immer exzessiver, schiebt sich ins Zentrum des Sounds.

Das Schlagzeug darunter mathematisch akkurat. Spiel mit der Dynamik. Rückkopplungen. Gitarre nicht mit der Hand angeschlagen, sondern mit dem Microständer.

Obwohl er nachts noch starke Halsschmerzen hatte, ist er jetzt voll dabei, Bier geht wieder. „Jetzt dürft ihr alle wieder rauchen“. Ein paar Gäste nehmen das ernst, ignorieren das neue Rauchverbot.

Technoider Drive, der Synthie knarzt unerbittlich. „Madonna“ wird wieder lärmiger, kleine Soundgewitter bauen sich auf. Post-Punk überlagert Wave. „Anti-depre-ssi-va“ – „Schwarz“ darf auch nicht fehlen.

Die Zugabe beginnt mit zwei Bässen anstatt Gitarre. Cure lässt grüßen. Regengeräusche. Absolutes Highlight „Drohnen“ als zweite Zugabe. Komplex, intensiv schleppend, nachdenklich.

„Wenn es regnet gehen die Kinder spielen; in den Trümmern vor dem Haus. Wenn es regnet, gehen die Kinder spielen; Die Drohnen bleiben aus“. Die stark politische Message schwirrt glaubwürdig durch den Raum. Hinterlässt ein nachdenkliches Unwohlsein im Bauch.

Live sehr viel tiefgängiger und emotionaler als auf der Studio-Platte. Tobias meint, es wäre ihm gelungen, diese Stimmung und Emotionalität auf der Live Scheibe „November“ einzufangen.

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