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Hope – Live im Goldener Salon, Hamburg

Hope. Das gleichnamige Debut-Album ein Highlight Ende 2017. Ihr Gig im Hafenklang eine hohe Latte für das Konzertjahr 2018.

Zwei Herren auf der Bühne – St. Michael Front. Sound erinnert entfernt an Death In June mit Elektronik und Psychedelic im Hintergrund. Irgendwie auch Italo Western. Sound, Message „Geht sofort in die Düsterheit, geht nicht über Los…“ und Auftreten im stilistischen Widerspruch. Alleinunterhalter im schwarzen Anzug trifft auf breitbeinig standsicheren Kämpfer an der Gitarre. Ausgiebiger Nebel die einzige Konstante des Abends.

Das Bühnenbild von Hope so reduziert wie das Plattencover. Einzig aktive Lichtquelle zwei gleißend weiße Strahler, beleuchten das Schlagzeug von unten. Unprätentiöser Auftritt konsequent in schwarz.

„Skin“ eröffnet. Die Bass-Drum wummert treibend, durchgängig mit der Hand geschlagen. Die Stimme von Christine Börsch-Supan liegt über allem, aber doch Teil davon. Jedes Wort trifft. Klarer und verständlicher geht es kaum.

Zweiter Track noch unveröffentlicht. Stellt sicher, dass alle wach sind. Eine Wand aus Lärm, gefühlt doppelter Schalldruck. Akustisch aufbereitete Aggressivität. „Cut it off!!!“, immer wieder, endlos. Hörbare Ausrufezeichen.

Christine fixiert einen Punkt weit außerhalb der Location. Man ist froh, nicht dieser Punkt zu sein. Ihr Tanz wirkt fragil angreifend. Phillip Staffa‘s Gitarre mehr Geräuschquelle als klassisches Instrument. Das wahre Instrument werden die Effekte. Vor diesen kniet er gefühlt die meiste Zeit.

Vier weitere Stücke vom Debutalbum transportieren die Komplexität der Musik auf die Bühne. Das Spiel mit der Dynamik ist elementar.  Noise schmerzt in den Ohren, frisst sich ins Hirn, peitscht auf. Abrupte Ruhe lässt einen fallen. Die Stimme mal Teil der Musik, mal im Widerspruch mit der wandartigen Intensität. Man merkt die Ausbildung, sowas entsteht nicht von alleine in der Garage.

Die Emotion der Platte wird vervielfacht. Der Sound passt perfekt in den kleinen Club, doch die Bühne ist zu klein. Zu viel Licht aus dem Raum, zu viel Stimmen aus dem Hintergrund.

Christines Gesang der Angelpunkt, fixiert die Aufmerksamkeit. Ihre Bewegung der Blickfang. Angespanntes Stehen, Zucken, Winden, Tanzen. Zurückhaltend, grazil, sexy, harmonisch. Selbstbewusst, aggressiv, angreifend. Konsequent Ausdruck der Musik. „I know how to bruise…“ – glaubt man sofort. Aber keine Frontfrau mit Begleitband. Das Quartett ist eine Einheit, das funktioniert genau in dieser Konstellation.

Gegen Ende ein neuer Track „Shame“. Ruhig aber unendlich treibend. Drums schieben unterschwellig nach vorne, psychedelische Gitarre mit Schraubenzieher gespielt. Der Blick über das Micro hinweg fast verstörend.

Immense Spannung wird aufgebaut, aber nie aufgelöst. Das erledigt der letzte Track „Kingdom“. Die Drums überrollen einen wie eine Lawine. Die Gitarre geschlagen, nicht gespielt. Jeder Muskel von Christine angespannt. Es scheint, als hätten die Vier Mühe, die unzähmbare Energie des Tracks unter Kontrolle zu halten.

Das Ende bleibt auch das Ende. Anstatt zur Zugabe kommen sie für eine Verbeugung auf die Bühne. Schade, aber konsequent, was hätte da noch kommen sollen.

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