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Frankie Cosmos – Vessel

2018 jetzt schon als das Jahr des weiblichen Indie-Rocks zu verklären, wäre angesichts der zahlreichen und kaum überhörbaren Veröffentlichungen mit absehbarem Erfolg im Hip-Hop- und R’n’B-Bereich zwar etwas voreilig, Frankie Cosmos aus New York ist aber trotzdem ein weiterer Beweis dafür, dass das Verständnis über die subversiven Fähigkeiten eines minimalistischen Genres langsam wieder aufkeimt.

Gitarre und Stimme als Formel für Musik, als Formel für urbane Alltagsphilosophie. Zwischen Indie und Garage hat Frankie Cosmos einen relativ unbewohnten Platz gefunden.

Weniger atmosphärisch und kryptisch als Snail Mail es tut, wird auf Cosmos’ Drittwerk „Vessel“ die Stadt zum Gefäß träumerischer Realitätsflucht, gepaart mit ungeschönter Realitätsportraitierung.

Wenn man sich dann so durch die kurzen Tracks auf „Vessel“ klickt, die Struktur eher an Punk als Singer/Songwriter erinnert, baut sich vorm inneren Auge die paranoide Idylle einer Großstadt auf, der omnipräsente Wahnsinn von New York. Nicht die große Geste, Wolkenkratzer oder Leuchtreklamen definieren hier diesen Wahnsinn, sondern die Erfahrung des Unspektakuläre.

Das, was man normalerweise möglichst effizient und mithilfe von AirPods, Sound-Cancelling-Kophörern und dem Smartphone verdrängen möchte, die Welt ohne das Spektakel, gerät bei Frankie Cosmos in den Vordergrund und wird von einer Stimme transportiert, die auf Halbnoten balanciert und die ausgebrannte Abgefucktheit in eine engelsgleiche Karikatur verpackt.

Man könnte sich mit jedem der 18 Songs auf „Vessel“ einzeln auseinandersetzen; den Aspekt suchen, der aus dem Gedankenstrom eine Geschichte macht, oder man lässt es.

Das Album ist irgendwie subversiv, mehrschichtig und auf reduzierte Art und Weise epochal, irgendwie aber auch all das nicht. Denn allein, wenn man in die Masse, den Duktus und den unbeschreiblichen Gegensatz von Thematik, Stimme und musikalischer Untermalung zu viel hinein deutet, tut man der Künstlerin Unrecht, die gleichzeitig Allgemeingültiges und zutiefst Persönliches geschaffen hat.

Slackerin, Beobachterin, Poetin, Millennial oder welchen anderen verbrauchten Begriff der Gegenwart man auch immer aufwenden möchte, um Frankie Cosmos‘ aktuelles Album „Vessel“ zu beschreiben: Er stimmt wahrscheinlich.

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