Wie perfekt kann Gitarrenmusik überhaupt sein? City Calm Down aus Melbourne sind auch auf dem zweiten Album Streber. Das australische Quartett wirkt jetzt noch souveräner und hat seinen sphärischen Sound konsequent gepimpt. Obwohl die Gruppe in ihren Songs den Zweifel zum Oberthema macht.
Um die Band selbst zu zitieren: „Why are we so connected yet feel so alone?“ Solche Fragen stellt sich gerade die Band, die vielen als vielversprechendster Gitarren-Act aus Australien gilt. In einer Zeit, in der man einen Berg voller Schulden hat, aber vom Haus träumt. Um am Ende doch alleine darin wohnen zu müssen.
Allein schon der Opener: „Joan, I´m Dissapearing“ erzählt von einer Trennung und Schlafproblemen – aber mit der festen Stimme von Jack Bourke. Das lyrische Ich ist seit dem 17. Lebensjahr in jene Joan verknallt. Doch die Liebe ist dabei, sich aufzulösen. Ungefähr am 18. April, wo jemand auf einem Treppenabsatz den Kopf in die Hände steckt. Ohne Wut. Ohne Zorn. Aber auch ohne Energie.
Über solche Zerwürfnisse mit der anderen Hälfte und sich selbst, schreibt diese Band Rockmusik im Breitband-Format. Im Mittelteil des Albums folgt ein Piano-Interlude, das jenes Datum als Titel trägt.
Auch wenn die Platte nicht in jeder Phase spannend wirkt: Dafür, dass Bourke später noch davon singt, dass gefühlt nur Lärmchaos und traurige Stimmen seinen Kopf beherrschen, schafft seine Gruppe den Spagat zwischen New Wave, Indie-Pop und Weichspül-Electronica beinahe perfekt.
Bourke selbst klingt dabei wie der Halbbruder von Tom Smith von den Editors. Stimmungswechsel inklusive. Zur spartanischen Akustik von“Blame“ verschränkt Bourke nämlich die Arme, zum euphorisch stampfenden Shoegaze „In This Modern Land“ wird die fiese Welt aber wieder umarmt. Hier klingen die Australier extrem britisch, erinnern stark an die White Lies.
Während die Gitarren in „Decision Fatique“ herzlich New Order grüßen, erinnert „Pride“ mit Synthesizern und Saxophon an The War On Drugs und ja, ganz kurz auch an den Boss. Was für ein breites Spektrum, was für epische Songs. Kein Zweifel.