Ist der Hype überhaupt Realität, wenn der eigene Bandname trotzdem nahezu ungooglebar bleibt? Wenn die Verwechselung mit anderen Bands wie Islands oder gar Future Islands viel zu häufig vorkommt? Chvrches oder PVRIS sorgen beispielsweise mit exotischen Schreibweisen lieber direkt vor, ISLAND aus Großbritannien (immerhin meist in Großbuchstaben geschrieben) mögen es dagegen wohl in jeder Hinsicht schnörkellos.
Was nicht bedeutet, dass ihre Musik zur unerwähnenswerten Schlichtheit neigt: mit meist gitarrenbetonten Songs, rauem Indie-Gesang und einer hohen Hitrate präsentieren sie einen Sound, auf den sogar die Gallagher-Brüder oder zumindest einige Formationen aus den frühen 2000ern neidisch wären.
Nach mehreren EPs und der oftmals erprobten Bühnenausstrahlung, folgt nun endlich Islands Debütalbum „Feels Like Air“. An kreativem In- und folglich Output mangelt es dem Londoner Quartett trotz Hype-Druck nicht: hier werden nicht der Einfachheit halber Songs von bisherigen Veröffentlichungen recycelt, sondern neue Saitenfummeleien präsentiert.
Die Besonderheit bei ISLAND: das virtuose Gitarrenspiel lässt Ausschweifungen und Experimente zu („God Forgive“), Songs wie „Horizon“ und „Something Perfect“ bringen aber dennoch genug Stetigkeit mit, um sich zu einem wirklichen Ohrwurm zu entwickeln – ISLAND halten die Balance zwischen musikalischen Feinheiten und Wiederholungen punktgenau und verlieren sie auch nicht, wenn sie starke Emotionen zulassen und dann wieder leisere Töne anschlagen.
Diese erfrischende Authentizität spiegelt sich vor allem im Inhalt von „Feels Like Air“ wider: die Songs erzählen keine nie gehörten Geschichten, jedoch benutzen ISLAND ihre eigenen und nicht beschönigten Worte, um Hürden in Beziehungen, wiederkehrende Gefühle von Einsamkeit oder das Streben nach Freiheit zu besingen.
Der charismatische Gesang von Frontmann Rollo Doherty rundet den formvollendeten Indie-Sound ab, welcher dank Bands wie ISLAND sein großes Revival feiern könnte. Wieso sollte auch ein Anspruch erhoben werden, dass alles neu und anders klingen muss, wenn es genau so funktioniert, wie es zusammen gesetzt ist?
Der Hype um ihre Musik gibt ISLAND jedenfalls Recht, vielleicht klappt es zukünftig dann auch besser in den Suchmaschinen.
