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Laura Veirs – The Lookout

Das neue Album der US-amerikanischen Singer/Songwriterin Laura Veirs erscheint unter dem Namen „The Lookout“, was sich im Deutschen als ‚Beobachtungsposten‘ wiedergeben ließe.

Ziemlich passend, schließlich ist es bereits das zehnte Album in ihrer bald 20-jährigen Karriere. Noch dazu handelt es sich bei der Platte um das erste Soloprojekt seit etwa fünf Jahren, arbeitete Laura Veirs zuletzt Seite an Seite mit k.d. lang und Neko Case.

Diese herausgehobene Position lässt „The Lookout“ gerade zu prädestiniert erscheinen, um einen Rückblick zu wagen – auf Veirs’ Leben und damit auch ihr künstlerisches Schaffen.

Diesen Gedanken hatte Laura Veirs wohl auch selbst, behandelt sie hier doch vornehmlich Themen, die sie persönlich berühren: das Altern, das Elternsein, aber auch die politische Situation in ihrer Heimat.

Diese beispielhafte Themenauswahl macht deutlich, welcher Ton hier inhaltlich angeschlagen wird. „The Lookout“ behandelt bodenständige, erwachsene Themen, ohne Spur von Überreizung und Dramatik. Sehr unaufgeregt scheint Laura Veirs von ihrem Beobachtungsposten herabzublicken – unaufgeregt, aber keinesfalls unkritisch.

Eingebettet in einen vollen Folk- und Country-Sound widmet sich die Platte der Fragilität schöner Dinge und dem Gefühl der Verletzlichkeit. Laura Veirs gelingt es dabei, diese sehr persönlichen Themen zu ergründen, ohne zu offen oder zu direkt zu wirken.

Ein gutes Bespiel für diesen gelungenen Balanceakt ist der Track „Seven Falls“, in dem sich die Sängerin ihre eigene Kaltherzigkeit zur Last legt: „How can a child of the sun be so cool?“ Eine Frage, die man sich als Hörer*in vielleicht auf die ein oder andere Weise bereits selbst einmal gesellt hat.

Wieso sind wir manchmal kalt – besonders zu Menschen, die uns eigentlich am Herzen liegen? Trotz dieser treffenden Kritik findet Veirs am Ende doch noch eine versöhnliche Note, denn wie sie richtig feststellt, gibt es für jede*n einmal dunkle Momente.

Dieser versöhnliche Ton durchzieht das gesamte Album. So findet „The Lookout“ mit „Zozobra“ auch ein hoffnungsvolles Ende, was sich bereits im Songtitel widerspiegelt.

Zozobra ist der Name einer puppengleichen Figur, die für Hoffnungslosigkeit steht und beim jährlichen Fiestas de Santa Fe in New Mexico verbrannt wird. Mit ihr sollen auch die Sorgen und Schwierigkeiten des vergangenen Jahres verbrennen.

Vielleicht versucht Laura Veirs mit diesem Song ihre Sorgen und Ängste loszulassen? Obwohl „The Lookout“ als Konzeptalbum angelegt ist, erschließt sich mir die musikalische Zusammengehörigkeit der einzelnen Tracks nur bedingt.

Die Songs sind alle von einem vollen und satten Klang gezeichnet, der sich irgendwo zwischen Alternative-Country und Chamber-Folk verorten lässt. Dennoch sind sie auch alle von einer gewissen Eigenheit geprägt, die als Ganzes nicht recht zusammenfinden will.

„Watch Fire“, bei dem Laura Veirs von Sufjan Stevens unterstützt wird, tänzelt leichtfüßig, während sich in dem schweren „When It Grows Darkest“ schon leicht psychedelische Tendenzen finden lassen. Wieder einen anderen Ton schlägt die Ballade – und mein persönlicher Favorit – „The Meadow“ mit den zarten Pianoklängen an.

Alles in allem bietet „The Lookout“ aber ein harmonisches und bodenständiges Klangkonzept, das vor allem Country- und Folk-Fans ansprechen wird und auch beweist, dass Laura Veirs mit Stolz von ihrem Beobachtungsposten auf ihr musikalisches Schaffen blicken sollte.

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