„Don’t judge a book by its cover“ heißt es in der Englischen Sprache so oft. Bei Lupids Debütalbum und dem zugehörigen Artwork – wenn man es denn so nennen kann – muss man sich da schwer zusammenreißen. In schwarz-weiß blicken einem drei nachdenkliche Schwiegermütter-Träume mit exakt gleichem Bart entgegen.
Über Frontmann Tobias Hundt schweben die Umrisse eines Origami-Tieres. Dem Namen nach zu folgern, könnte es wohl ein Wolf sein. Wer es schafft, trotz dieses Covers keine voreiligen Schlüsse über die Musik zu ziehen, der wünscht sich spätestens beim dritten Song, er hätte eben das getan und sich „Am Ende Des Tages“ getrost gespart.
Auf jeden Fall gewinnen Lupid mit ihrem Erstling jeden Klischee-Contest. Egal ob Lyrics, besagtes Artwork, Instrumentierung oder Songnamen. Bei Betitelungen wie „Ins Kalte Wasser“ oder „Am Ende des Tages“ kann man auch schon, bevor man die abgedroschenen Lyrics hört, punktgenaue Vermutungen anstellen, worüber Hundt in den nächsten gut dreieinhalb Minuten sein Herz ausschüttet.
Dabei ist guter, deutschsprachiger Pop doch eigentlich kein Paradoxon. Man muss nur an Bands wie Die Höchste Eisenbahn oder Gisbert Zu Knyphausen denken, die ihre Geschichten mit cleverem Wortwitz und melancholischer Schwere erzählen, ohne dabei vorhersehbar zu sein.
Wenn man Referenzen für Lupid sucht, landet man aber weniger in deren Ecke, sondern mitten zwischen Mark Foster und Tim Bendzko. Allerdings gibt es bei dem Trio um Hundt noch ein bisschen mehr Beats obendrauf.
„Tanz auf Scherben“ beispielsweise rollt mit dumpfen Discobeat los und driftet im Refrain Richtung Dubstep ab, gepaart mit Lyrics wie „Wir greifen nach den Sternen/ Dass der Tag uns nicht mehr holt“.
Aber Balladen gibt es natürlich auch genug. „Der Trick Ist Zu Atmen“ beginnt mit Herzklopf-Beats, getragenen Klavierakkorden und Atemgeräuschen, während Hundt vor dieser Kulisse mit Lebensweisheiten um sich wirft. Auch wenn es weh tut, einfach nur atmen.
„Aus Allen Wolken“ würde dann gerne der Sommerhit 2018 werden und dafür, dass Lupid sich hier zumindest ein kleines Überraschungsmoment überlegt haben, haben sie ein Fleißkärtchen verdient. Denn der Protagonist ist zwar verliebt, hat seiner Angebeteten seine Gefühle aber noch nicht gestanden.
„Was Soll Schon Passieren“ heißt der Opener von „Am Ende Des Tages“ und damit haben Lupid recht. Es passiert nichts, wenn man eine dermaßen platte Platte voller Klischees veröffentlicht. Aber brauchen tut das nun wirklich keiner.