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Father John Misty – God’s Favorite Customer

Wo die Arctic Monkeys mit ihrem aktuellen Album „Tranquility Base Hotel & Casino“ erst noch Fuß fassen wollen, ist Joshua Tillman alias Father John Misty schon seit seinem Fleet Foxes Ausstieg 2012 in einem hermetischen Element.

Ein bisschen zynisch, ein bisschen satirisch, ein bisschen selbstverzweifelt, aber vor allem immer wieder verblüfft von den exorbitanten Absonderlichkeiten der Gesellschaft. Dafür müssen die neuen Arctic Monkeys und der alte Father John Misty musikalisch noch nicht einmal deckungsgleich sein.

Okay, die Briten haben erst jetzt das Piano entdeckt. Tillman hingegen war schon immer Elton-John-Fan. Perfektioniert hat er seine Abgesänge mit markig-samtweichem Piano-Folk aber erst auf „Pure Comedyund die Romantik von Sir Elton gleich im Keim weggebleicht.

Keine vierzehn Monate nach seinem bislang besten Album schiebt er jetzt „God’s Favorite Customer“ hinterher. Allein am Titel lässt sich erkennen: Hier wird wieder abgerechnet, mit dem Schwachsinn des Einzelnen, des Kollektivs, des Systems.

Und was sich liest wie der Waschzettel für eine 70er Jahre Proto-Punk-Kapelle, muss weder laut noch schnell sein. Tillmans Waffen sind Sanftmut, Entschleunigung und eine poetische, aber eindeutige Sprache, die kein Punk jemals wagen würde.

„Mr. Tillman, good to see you again, there’s a few outstanding charges just before we check you in“, singt Father John Misty in „Mr. Tillman“, einem der besten Songs der neuen Platte. Den Zeigefinger nur auf andere zu richten, war folglich auch noch nie sein Ding, was ihn erneut von den Punks unterscheidet.

Er pisst zwar nicht mehr, wie noch auf dem Vorgänger, ins Feuer wie ein Kind mit Kohle oder ein König auf Kokain („A Bigger Paper Bag“), aber er hat noch immer genug zu erzählen – über die Menschen: „We’re Only People (And There’s Not Much Anyone Can Do About That)”.

Im Ausdruck diskreter, in den großen Melodien ein bisschen zimperlicher, ist „God’s Favorite Customer“ nicht der ganz große Wurf wie „Pure Comedy“. Trotzdem darf sich jeder glücklich schätzen, der Father John Mistys Frage in „Date Night“ verneinen kann. „Are you hearing impared?“ Zum Glück nicht.

Hausaufgabe: Wie lässt sich einem Tauben die Welt so bekömmlich und unterhaltsam erklären, wie es Father John Misty mit den Hörenden tut?

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