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DiscoCtrl – Midnight – Berlin wieder auf der Karte

Kann man das Adjektiv „düster“ überhaupt steigern? Düster, düsterer, am düstersten? Klingt irgendwie komisch. Ersetzen wir letzteres doch einfach durch „Midnight“ von DiscoCtrl. Denn selten klang Hip-Hop düsterer als auf dem Debütalbum des Halbtexaners.

Und obwohl dieses Jahr erst sein Erstling erscheint, ist DiscoCtrl längst kein Neuling in der Szene mehr. Als Teil des sechsköpfigen Kollektivs Image Ctrl veröffentlichte er 2013 „Better Living Through Image Ctrl“ und beweist, dass Hip-Hop aus Berlin weder zwingend deutschsprachig, noch oldschool sein muss.

Dass der Zusatz Ctrl im Namen überlebt hat, ist natürlich kein Zufall. Sechs Künstler sind schwerer unter einen Hut zu bekommen als ein kreativer Geist, weswegen sich DiscoCtrl dazu entschieden hat, als Solo-Künstler weiterzumachen. Er produziert sein Debütalbum fast im Alleingang. Von der Musik oder der Stimmung des Kollektivs will er sich aber keinesfalls distanzieren, weswegen das Ctrl als gemeinsamer Nenner bleibt.

Aber beim Namen hören die Analogien zu seinem Vorgängerprojekt längst nicht auf. Schon bei Image Ctrl war Disco Hauptverantwortlicher in Sachen Texterei. Es wundert also wenig, dass die Messages sich ganz ähnlich sind.

Auch „Midnight“ dreht sich um Kapitalismus, 10-Stunden-Tage und die Sünden der Leistungsgesellschaft. Dazu gibt es gewohnt lässigen Flow im langgezogenen Südstaaten-Akzent, allerlei Synthie-Spielereien und eine geschlossene Soundwand, die konstant mehr wolkig als heiter ist.

Texas Rap spielte für DiscoCtrl schon immer eine wichtige Rolle. Als Teenager siedelte er für ein ungefähres Jahrzehnt nach Austin, Texas um. Den amerikanischen Einfluss hört man „Midnight“ ganz klar an. Ohne Hintergrundinfo ist es fast unmöglich eine geographische Stecknadel zu pinnen.

Gleiches gilt für die Jahreszahl. Nicht nur bei Videos, Artwork und der zugehörigen Typo ist DiscoCtrl ein Kind der Achtziger und Neunziger. Auch erwähnte Synthies schwelgen gerne in Erinnerungen und erfreuen sich dabei der Gesellschaft der guten, alten Roland-Drum-Machine.

Im Bereich des englischsprachigen Hip-Hops kam aus hiesigen Gefilden lange kein wirklich bedeutsamer Beitrag mehr. Um es mit Worten der Beginner zu sagen: Mit „Midnight“ packt DiscoCtrl Berlin wieder auf die Karte.

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