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Sons Of An Illustrious Father – Deus Sex Machina: Or, Moving Slowly Beyond Nikola Tesla

Die gewagte Entscheidung eines Schauspielers, Musik zu machen, geht nicht immer gut. Nicht jeder kann als Nebenjob mit Thirty Seconds To Mars die Hallen der Welt füllen und Festivals headlinen.

Sons Of An Illustrious Father haben darauf auch gar keine Lust. Viel zu sehr klingt ihr zweites Album „Deus Sex Machina: Or, Moving Slowly Beyond Nikola Tesla“ bescheiden, aber ambitioniert, reduziert, aber gewagt. Der Titel klingt – zugegeben – eher wie der eines mittelmäßigen Videospiels, in dem Roboter die Weltherrschaft übernehmen und die Menschheit versklaven, aber was soll’s.

In den Sons Of An Illustrious Father scheint eine flache Hierarchie zu herrschen. Selten drängt sich einer der drei Künstler in den Vordergrund, auch wenn die Natur eines ihrer Mitglieder prädestiniert dafür wäre, einen extrovertierten Frontmann zu mimen:

Ezra Miller nämlich, bekannt als Flash und in dieser Rolle guter Freund von Batman, ist Drummer und Teilzeitsänger dieser Band, die trotz oder gerade wegen ihres eigenen Namens, und des Namens ihres Albums nicht den Anschein macht, Miller in die kritischen Augen der Öffentlichkeit folgen zu wollen.

Das Album beginnt mit dem politischen und gesellschaftskritischen „Us Gay“. Als Aufforderung zum letzten Tanz beginnend, entwickelt sich zwischen mahnendem Bass und jazzigen Percussions der Wunsch nach mehr Akzeptanz für Homosexualität und Bisexualität in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Wo gerade noch tanzende Märtyrer ihren politischen Reigen vorführten, stehen in „Crystal Tomes“ sinnierende, aber angespannte, Philosophen. Millers Stimme wirkt, als würde sie nach jedem Ton abbrechen. Klingt gut, nicht unbedingt gesund, aber jedenfalls in deutschsprachigen Synchronisationen seiner Filme sollte man das drohende Verschwinden seiner Stimme nicht mitbekommen – oder muss der Synchronsprecher dann auch rauchen, trinken und brüllen, bis er so klingt?

„Deus Sex Machina: Or Moving Slowly Beyond Nikola Tesla“ oder der anstrengendste Albumtitel seit dem Zweitwerk von The 1975, setzt auf zwei Sounds, die sich abwechseln und deshalb jedes mögliche Konzept zerreißen.

Da wären zum Beispiel „Extraordinary Rendition“ und „Eg“, die in ihrer grungigen Umsetzung aus Miller sicher einen Rockstar hätten machen können, und minimalistische, sich verdichtende und aus dem Jazz leihende Stücke wie „Narcissus“, „Unarmed“ und „Samscars“.

Am Ende bleibt man zurück mit vielen Stücken in der Hand, die nicht so recht zusammenpassen, und auch nicht zusammenpassen wollen. Wie ein Puzzle, das sich dagegen sträubt, gelöst zu werden, zwei halbe Rätsel in einer Verpackung.

Für die einen eine gute Ausrede, es gar nicht erst anzugehen, für die anderen die Herausforderung, selbst aktiv zu werden. Und das scheint die Auswahl zu sein, vor die Sons Of An Illustrious Father den Hörer stellen wollen.

Abbruch oder Umbruch?

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