Vollverstärkten US-amerikanischen Seventies-Bluesrock ballern nicht mehr viele etablierte Musiker raus, als wäre Summer of ’76. My-Morning-Jacket-Frontmann Jim James fährt genau diesen alten Datsun in den staubigen Sonnenuntergang westlicher Weiten.
„Uniform Distortion“, James‘ viertes Soloalbum, feiert das Gitarrengegniedel, das dröhnende Pathos der Lead Guitar in einer staunend anzuhörenden Konsequenz – es ist somit auf Anhieb eine der schlagkräftigsten Sommerplatten im Rock des laufenden Jahres.
Das konstante, in himmlische Höhen strebende Gitarrengejaule und James konterkarierende Stimme machen „Uniform Distortion“ dabei zu Blues-, nicht Hardrock. Die breitbeinige Virilität, der lange Irrweg des gestrigen Stadionrocks, wird dadurch Gottseidank ausgespart.
Eine solche Rolle könnte der nerdige My-Morning-Jacket-Vorsteher auch gar nicht ausfüllen – sowohl stimmlich, wie körperlich. Richtiger- und konsequenterweise besingt er lieber die Irritationen erzeugenden Normalitäten heutiger Lebensweisen.
Weißt du noch früher, als wir alle noch nicht auf Social Media waren? Allerdings holt er sich dabei keinen Lyrik-Preis ab, verbleiben die Gedankenspiele auf Niveau intellektueller Bierseligkeit und Komplexitäten ablehnender Feierabendlaune. „I’m either behind the times or ahead of the times or maybe I’m just out of time“.
So schön, leicht und sommerlich Jim James auf „Uniform Distortion“ auch dahin bluesrockt, so schnell erschöpft sich sein viertes Soloalbum auch intellektuell.
Deshalb ist es nicht schlechter. Aber deshalb ist es eine dieser Platten, die man nur unter bestimmten Momenten, zu ganz bestimmten Gefühlslagen herausholt, um bierselig und feierabendgelaunt den Sonnenuntergang im Kopfkino entgegenzubrettern. In wirklich allen Facetten der möglichen Wortsinne ein schönes, leichtes Brett.