Es war schon eine recht holprige Fahrt in den letzten Jahren für die Nashville-Brüder Jake und Jamin Orrall – besser bekannt als JEFF The Brotherhood. Für die DIY-Künstler Orrall war der Gang zu Warner Bros. im Jahr 2012 ein relativ natürlicher Schritt, wenn man bedenkt, dass sie damals schon mehr als ein Jahrzehnt im Musikgeschäft waren.

Dass sie dabei auch ihren verzerrten und wilden Sound für radio-tauglichen Power-Pop aufgeben mussten, konnte keiner im Vorfeld ahnen. Doch nach knapp zwei Jahren und einem Album war schnell Schluss mit Majorlabel und sie wurden fallengelassen. Mit dem eigenen Label Infinity Cat und den Alben “Global Chakra Rhythms” (2015) und “Zone” (2016) ging es wieder schnell zum alten Business und der musikalischen Reinkarnation über.

Nun erscheint das 13. Album von JEFF The Brotherhood, wieder mit einer aufregenden Sammlung von chilligen Gitarrensounds, Hard-Rock-Knallern und psychedelischen Ausschweifungen.

Mit anderen Worten: es erscheint die Arbeit zweier Brüder, die einfach ihren Instinkten folgen und sich einen Dreck um die Konsequenzen scheren. Auf “Magick Songs” funktioniert die Bruderschaft eher wie eine erweiterte Familie.

Dank der offiziellen Rekrutierung von Raconteurs– und Dead-Weather-Bassist Jack Lawrence und dem Multi-Instrumentalisten Kunal Prakash sowie Gastauftritten von Jenna Moynihan und Bully-Bassist Reece Lazarus (mit der Klarinette)  wirken JEFF The Brotherhood verspielter, aber dennoch reifer.

Ironischerweise haben sie sich mit “Magick Songs” zu einer richtigen Rockband entwickelt, die aber die grundlegende Idee einer Rockband gekonnt dekonstruiert.

So verlangsamen die beiden 30-jährigen bei Songs wie “Celebration” und “Locator” gezielt den Rhythmus und leise Bass-Arrangements lösen stimmungsvolle, atmosphärische Beats aus.

Es wirkt alles irgendwie leicht esoterisch und wird wahrscheinlich diejenigen verwirren, die JEFF The Brotherhood nur als die komischen Dudes aus der Wüste kennen, die sich in ihren lustigen Videos als KISS-Style-Rocker verkleiden. Dies war 2011 – fast ein Jahrzehnt später sind sie viel reifer.

“Relish” treibt den Experimentalismus des Albums auf die Spitze. Leise, blubbernde Feedbacks und eine drohende Orgelline kreieren einen ruhigen,aber dennoch sehr drückenden Sound. Der knapp 6 Minuten lange Song behält stets den gleichen Aufbau, doch die kleinen Variationen in der Orgel frischen “Relish” auf und lassen es nie langweilig werden.

“Heavy Journey” geht hingegen mit einem großen Feedback-Störgeräusch los, und vertieft sich im trippigen, betäubten Gitarrenkriechgang über einem knisternden Bass – alles sehr mystisch und leicht an indische Klänge angehaucht.

Doch JEFF The Brotherhood können weiterhin verzerrt und grungig sein. Bei “Farewell To The Sun” zeigen sie eine weitläufige Klanglandschaft verzerrter Gesänge und Gitarren, die stark an ältere Platten erinnern.

Dass man dabei aber in ein bisschen in den Pro-Rock driftet, scheint beim ersten hören nicht das große Problem zu sein. Hier erkennt man zum ersten Mal das große Können und die Einflüsse von Jack Lawrence, der mit einer Gelassenheit die monoton akzentuierte Bassline hoch und runter schrubbt.

Manchmal ist es harte Arbeit, in neue Musik-Gefilde vorzudringen, obwohl Songs wie das glückselige „Camel Swallowed Whole“ oder das düstere “The Mother” an die alte Schule von JEFF The Brotherhood erinnern lassen.

Jake Orrall sagte einst, wenn sie beim Major Label etwas durchbringen wollten, mussten sie es als die Idee vom Label verkaufen oder es passierte gar nichts. JEFF The Brotherhood waren nicht bereit, dieses Spiel mitzumachen.

Bei “Magick Songs” wünscht man sich jedoch manchmal, dass sie es trotzdem getan hätten – es herrscht teilweise eine befremdliche Aufgeschlossenheit, aber es ist immer noch inspirierend zu sehen, dass die Band ihren Instinkten folgt.

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