Hingabe, also „Devotion“, steht absolut auf der Habenseite der jungen, medienscheuen britischen Sängerin Tirzah.
Die aus Essex stammende Wahllondonerin macht urbanen postmodernen Pop-Kram – und zwar unerbittlich. Ihr Experimental-Pop wird sie keine Fuffies durch den Club schmeißen und große Mainstream-Erfolge feiern lassen. Zu uneingängig, zu verschroben, verfrickelt und seltsam kommt „Devotion“ dafür herüber.
Aber „Devotion“ ist deshalb umso mehr etwas für den pop-interessierten jungen Großstädter, der den Unterschied sucht, der mal was Abseitiges will, ohne gleich das lebensabschnittsvertragliche commitment von Hardcore-Metal, Dubtronica oder Bhangra Dancehall erkennungsdienlich auf T-Shirts und Haut tragen zu müssen.
Und damit, klarer Fall, ist die junge Tirzah und ihr verschrobenener Pop etwas von Hipstern für Hipster. Die zu großen Klamotten und ihr Anti-Stil beenden die Beweisaufnahme.
Auf „Devotion“ regt sich indes eine Liebe zur Pop-Melodie in der Stimme der Britin, die durchaus mehr Richtung großer Bühnen und großer heutiger Pop-Stimmen wie Lorde zu schielen vermag, als es die Produktion der durch und durch „verklubten“ Musik zulässt.
Diese wird verantwortet von Mica Levi alias Micachu And The Shapes, durch den die Sängerin auch zuvor mittels Kollaborationen erstmals wahrgenommen wurde. Mica Levi schneidert Beats, Samples und Loops um Tirzahs Stimme, dass es einem oft zu viel wird, obwohl das Ergebnis entrückt und entschleunigt daherkommt.
Viele Spielereien, wie der Vocoder-Einsatz ihrer eigentlich soliden Stimme, erscheinen eher aus Zwang zum Experiment, aus Zwang zum Anderssein, als aus organischer musikalischer Notwendigkeit.
So ist Tirzahs Debütalbum allen voran ein Signum einer großstädtischen Generation, die mit dem Rest der Gesellschaft immer weniger Berührungspunkte hat. Läuft in der neuen Neuköllner Vorglüh-Bar, in die man mit seinen Eltern auf Besuch nie reingeht, weil sie erst um 23 Uhr aufmacht.