Das in Irland bereits letztes Jahr erschienene, zweite Album der Band The Eskies demonstriert eindrucksvoll, wie akkurat ein Titel das – sich hinter ihm verborgene – Werk zu beschreiben vermag. „And Don’t Spare The Horses“ heißt es, und würde man versuchen, das zu übersetzen, würde man sich vermutlich auf die sinngemäße, deutsche Entsprechung “Drück auf die Tube” verlegen.
Allerdings ist es gar nicht so sehr das Tempo der elf, meist flotten Songs, das den Namen zu einem gelungenen macht, sondern das Energielevel, auf dem hier musiziert wird. Das Quintett klingt wie mindestens zehn Straßenmusiker, die wissen, dass sie laut schreien und in ihre Trompeten blasen müssen, um durch die Dubliner Rush Hour hindurch gehört zu werden.
Und auch das archaische Moment, das die vorgeschlagene Übersetzung im Gegensatz zum Original schuldig bleibt – schließlich sind es dort ja Pferde und keine Kraftwägen, die nicht geschont werden dürfen – wird man in den Songs der Iren nicht besonders lange suchen müssen.
Hier singen dramatisch phrasierte Männerstimmen, die sich regelmäßig von einem Piratenchor ablösen lassen, von Schande, Tod und kleinwüchsigen, französischen Feldherren – soviel dazu.
Aber Achtung: Was hier und da ein wenig grobschlächtig wirkt, hat nichts mit mangelnder Qualität zu tun. Es scheint, die fünf Herren wüssten ziemlich genau, was sie da machen, wenn sie sich in so vielen Schubladen von Ska über Klezmer bis Folk bedienen, dass sie selbst nicht so richtig in eine passen wollen.
Bedeutungsschwanger vorgetragen schafft es der Gipsy-Jazz, so nennen die Iren es selbst, doch irgendwie locker, unprätentiös und vor allem tanzbar zu klingen.
Ausgerechnet der erst an zehnter Stelle folgende, instrumentale Titeltrack ist es dann, der aus der Reihe fallen möchte, sich ein wenig zurücknimmt und seinen – zwangsläufig mit jedem Track der Platte verbundenen – Bombast spät gegen Ende des Stücks entwickelt. Das steht ihm gut, der Titel des Albums ist auch in dieser Hinsicht ein würdiger.
„And Don’t Spare The Horses“ wird zartbesaiteten, innovationsorientierten Audiophilen wenig Freude bereiten. Für jene Art von Leuten aber, die sich beim Tanzen gerne schnell im Kreis drehen oder heimlich vor Pathos triefende Trauermärsche hören, sieht das mit ziemlicher Sicherheit anders aus.