Nach der Party ist vor der Party. In “Holland” lebt der Indie. Wer nicht zur WM fährt, hat wenigstens Zeit, gute Musik zu machen. Das Review zu “Life Is Easy”, dem zweiten Album der Afterpartees aus den Niederlanden könnte man mit vielen Phrasen einleiten.
Muss man aber nicht, denn obwohl die junge Rock-Band sich gern an anderen Vertretern des Genres abarbeitet, kann man ihnen an keiner Stelle den Vorwurf der Phrasendrescherei oder der Imitation machen. Dafür hört man viel zu viel eigenes heraus.
Das Album eröffnet mit “Ultimate Warriors” ein Song, der den Rock von den Beatles bis zu den Smiths mit einer Stimme versieht, die dreckig wie der Punk und jungenhaft wie der Brit-Pop klingt. Der Sound erinnert nicht an eine bestimmte Zeit, sondern erfindet eine neue. Eine neue, in der sich all die Genres, die britische Gitarrenmusik ausmachen, begegnen und gen Sommer bewegen.
Ein Sommer-Album also, das sich aus Tracks zusammensetzt, die sich gar nicht großartig differenzieren lassen. Vieles, und teilweise sogar die Stimme des Sängers Niek Nellen, erinnert hier an die “Junk Of The Heart”-Zeit der Kooks, gemischt mit einer Portion 80s/90s-Brit-Rock.
Ersteres trifft zum Beispiel auf “Call Out Your Name” und “Two Kinds Of Lovers” zu, während der Titeltrack “Life Is Easy” mit einem rhythmischen Gitarren-Solo eher Madchester als dem Nuller Brit-Pop nahe kommt.
Im selben Atemzug, in dem man die Afterpartees dafür lobt, ein so einheitliches Album, das ein Lebensgefühl kompromisslos ausdrückt, gestaltet zu haben, erhebt sich der Vorwurf der Beliebigkeit. Viele Songs klingen ähnlich und lassen sich auch nach mehrfachem Durchhören nicht unbedingt individuell benennen. Definitive Ausnahmen davon sind das langsamere “Lazy Come Lazy Go”, der eben erwähnte Titeltrack, und die letzten beiden Tracks des Albums.
Die letzten beiden Tracks lassen die Party ausklingen. Auf die herzerwärmende Ballade “Be With U” folgt mit “Let’s Talk It Over” ein fulminanter Abschluss. Es ist ein Song, zu dem man sich nur zu gut laufende Credits vorstellen kann, die das Ende des niederländischen Sommer-Fests ankündigen. Unmelodische Klänge und Gelächter, die sich ineinander verlieren und schlussendlich übersteuern, beenden das Album als Überflutung der Reize.
Afterpartees entzünden mit dieser Platte ein Lagerfeuer. Die versprochene Party findet zwar nicht unbedingt in einem verrauchten britischen Pub statt. Aber wer kann schon zu einem Lagerfeuer, um das sich musikalisch sogar Erzrivalen wie Blur und Oasis mit der Absicht versammeln können, die Gitarren in die Hand zu nehmen und ohne Pause einen ganzen Sommer der Euphorie zu vertonen, nein sagen?
Fast niemand. “Life Is Easy” klingt dabei nämlich trotzdem nicht abgetragen, sondern frisch und authentisch, was teils an der markanten Stimme Nellens und teils an den genre-fusionierenden Gitarren-Soli liegt.
Während die Kooks noch ihr Best-Of-Album touren und ihre eigene Vergangenheit zelebrieren, braut sich in den Niederlanden, fernab von der Insel, ernstzunehmende Konkurrenz zusammen. Jetzt kann man nur hoffen, dass die junge Band in einem Genre, in dem die Öffentlichkeit momentan nicht viel Platz macht, ihren Platz findet.