Eigentlich ist schwedischer Indie-Pop keine Seltenheit. Man denke nur an die besseren Zeiten von Mando Diao, an Shout Out Louds oder Friska Viljor, die allesamt das schöne Land im Norden Europas ihr Zuhause nennen. Janice Prix haben jedoch andere Erfahrungen gemacht.
Als das Trio die musikalische Landkarte ihres kleinen Heimatstädtchen Trollhättan um eine Prise eingängigen Indie-Pop bereichern wollte, traf das in der von Metal und Punk dominierten Musikszene nicht auf offene Ohren. Die Anfeindungen gingen so weit, dass die Band eines Tages sogar gefälschte Nachrufe mit ihren eigenen Namen an der Studiotür fand.
Doch Janice Prix ließen sich nicht einschüchtern, sondern verfolgten zielstrebig ihren Weg und stellten, mit Hilfe von Kents Stefan Boman als Co-Produzenten, ihr Debütalbum nach einem fast dreijährigen Aufnahmeprozess endlich fertig.
Man merkt – „Waking“ war kein Kinderspiel, sondern eine schwere Geburt. Das dürfte auch die unterschwellige Düsternis erklären, die einigen Songs der Schweden zu Grunde liegt.
Hat sich dieser lange und steinige Weg wirklich gelohnt? Jein – „Waking“ hat einige starke Songs, schlägt jedoch leider zu oft den einfachsten Weg ein.
Herzstück der Platte ist ohne Frage Opener und Titelsong „Waking“. Wenn Richard Henry zu Beginn des Songs zurückhaltend und doch bestimmt „Waking to the beating / Waking to the drums“ mehr flüstert als singt, wird man sofort hellhörig.
In den nachfolgen vier Minuten liefern Janice Prix ein Paradebeispiel dafür, wie man einen Song in Perfektion Schicht für Schicht aufbaut und in einem grandiosen Finale enden lässt. Spätestens als die Bläser und Streicher hinzukommen, fühlt man sich an eine poppigere Variante von Woodkids „Run Boy Run“ erinnert.
Auch textlich schlagen Janice Prix einen mutigen Weg ein, indem sie in „Waking“ auf die andauernden Probleme unserer Zeit eingehen. Der Songtext ist teilweise aus der Sicht eines Flüchtlings geschrieben. Und auch, wenn die Zeilen an sich kein verschnörkelter, lyrischer Hochgenuss sind, ist die Botschaft eine wichtige.
Nach diesem starken Auftritt versinkt der Rest der Platte leider häufig im Einheitsbrei. Die Synthies in „Ikaros“ sind zu plakativ, der stampfende Disco-Beat von „Save Me“ eine Spur zu viel und „Father“ schafft die enge Kurve trotz guter Momente nicht und zerschellt mit Zeilen wie „I can‘t go to the moon and back“ am Kitschfelsen.
„Thin/Air“ lässt die Platte mit einer lupenreinen Indie-Hymne ausklingen, die einen das nächste Festival herbeisehnen lässt und liefert so doch noch den passenden Deckel zum starken Titeltrack, der den Rest von „Waking“ so zusammenhält.