Die Live-Performance ist mittlerweile genauso wichtig wie das, was aus dem Tonstudio auf Platte gepresst wird. Manchmal sogar ein bisschen mehr. Denn eine gute Band muss ihr Publikum an beiden Fronten begeistern können.

Wenn es aber einer Band gelingt, aus einem vermeintlichen Nachteil einen fast perfekten Abend zu gestalten, dann kann man sich sicher sein, dass man es wirklich mit sehr talentierten Musikern zu tun hat.

So geschah es gestern in der Münchner TonHalle. Das John Butler Trio hatte sich im Rahmen ihrer “Home-Welttournee auch in der bayrischen Landeshauptstadt angekündigt und verursachte schon vor dem Konzert lange Schlangen und enorme Wartezeiten.

Kein Wunder, war das Konzert schon wenige Tage nach Kartenvorverkauf restlos ausverkauft. Doch schon vor der TonHalle gab es die bittere Nachricht: nach dem Konzert des John Butler Trios in Köln, ist Schlagzeuger Grant Gerathy schwer erkrankt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Absolute Ruhe wurde angeordnet.

Anstatt die Konzerte aber abzusagen, hatte sich John Butler entschlossen, die restlichen Deutschlandkonzerte im Rahmen einer Solo-Show zu spielen.

„Wir wünschen Grant eine schnelle Genesung, dennoch wollte ich die Konzerte auf die bestmögliche Art und Weise würdigen, indem ich komme und Songs aus Home, Ocean und Euren Lieblings-Alben spielen werde. Ich hoffe, ihr werdet uns an diesen ganz besonderen Abenden begleiten“, so John Butler.

Punkt 21 Uhr ging gestern es los mit dem Spektakel. Butler ging mit einem tosenden Applaus auf die Bühne. Setzte sich auf seinen Stuhl, bedankte sich bei den vielen Fans, dass sie trotz der Umstände gekommen sind und legte mit “Just Call” den Grundstein für einen wunderbaren Abend.

Atmosphärische Klänge, mal geloopt, zwischendurch cleanes Fingerpicking, aber alles sehr ruhig und gefühlvoll – John Butler ist ein sehr talentierter Musiker und das hörte man schon beim Opener.

Der Australier war das komplette Konzert in rot-gelben Scheinwerfern eingehüllt. Einzig ein weißer Spot verblieb starr auf ihn gerichtet. Warum auch eine bombastische Lichtershow, wenn es doch einzig um die Musik geht?

Schon nach den ersten drei Liedern entschuldigte sich Butler mehrmals, dass er alleine spielt und viel redet, beziehungsweise reden wird. Und tatsächlich gab es einige Geschichten aus dem Leben des Australiers an diesem Abend zu hören.

Die Musik stand trotzdem im Mittelpunkt und weiter ging es mit “Used To Get High” und “Better Than” vom 2007er-Album “Grand National”. Beides sind absolute Publikumslieblinge und das sah man auch in München. Es wurde vor der Bühne getanzt und mitgesungen.

Und spätestens jetzt erkannte man den großartigen Musiker in John Butler. Selbst ohne Schlagzeuger Grant Gerathy und Bassist Byron Luiters klang es permanent so, als ob mindestens drei weitere Musiker mit Butler auf der Bühne stehen.

Auch Songs vom kürzlich erschienenen Album “Home” gab es zu hören. Neben dem Titeltrack und “Faith”, gab es mit “Wade In The Water” das nächste Highlight. Schon vor der ersten Strophe schallte der Chorus wieder und wieder vom Publikum auf die Bühne – ganz zur Freude von John Butler, der kurz herzhaft lachte und mit der Bottleneck weiter auf der Gitarre hoch und runter schrubbte.

“Wir kommen jetzt zum Ende. Danke, dass ihr alle hier gewesen seid. Gerade in Zeiten, wenn es Freunden schlecht geht, weiß man nie, ob man auftreten kann. Ihr wolltet es und es hilft mit. Danke!”, sagte John Butler und holte mit dem vorletzten Song auch den Rest vom Publikum aus sich raus.

“Zebra” vom Album “Sunrise Over Sea” entpuppte sich als Liebling des Abends, lädt der Song ja auch gut zum Mitsingen ein. Fast die komplette Halle erwiderte die kleinen Spielchen von John Butler und sang kräftig den Refrain weiter, während Butler ein Solo nach dem anderen spielte. Eine magische Atmosphäre.

Zum Schluss gab es mit “Ocean” noch einmal das ganze Talent von John Butler zu bestaunen. 12 Minuten besondere Atmosphäre zwischen mentalem Auf und Ab. John Butler versteht die Kunst der Musik, versteht sein Publikum und schenkte uns diese herzliche Sinfonie zum Schluss.

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