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Leoniden – Again

„Again“ – Die Leoniden machen’s nochmal. Nachdem das Debütalbum der Kieler Indie-Rocker den deutschen Musik-Kosmos letztes Jahr erbeben ließ, wie das ruckartige Freiwerden zweier, ineinander verkeilter tektonischer Platten die See über dem Marianengraben, gibt’s jetzt – ein Jahr später – das zweite Werk.

Die Band dürfte sich einiges vom neuen Album erwarten, jedenfalls dann, wenn sie von den Erfahrungen mit dem ersten ausgeht. Das brachte ihr nämlich immerhin den New Music Award, über hundert ausverkaufte Konzerte und Millionen von Streaming-Klicks ein.

Entsprechend ambitioniert klingt, was die Leoniden auf „Again“ servieren. Angemessene Worte zu finden, um den Sound der Platte zu beschreiben, fällt dabei schwer. Man wagt zu bezweifeln, dass das überhaupt möglich ist.

Vorab nur soviel: Wenn der Pressetext der Band die Leoniden-Songs als „irres Feuerwerk“ bezeichnet, untertreibt er maßlos. Treffender wäre es von einem Bombardement zu sprechen. Es scheint eine Art Arbeitsmaxime gewesen zu sein, alles in die Tracks zu ballern, was in irgendeiner Form Aufmerksamkeit erregt.

Rockgitarren, Orchesterklänge, Kinderchöre, hyperaktive Percussion Sounds, schrille Synths, das gekreischte Wort Fuck, mit einem Vocoder synthetisierte Vocals – man könnte diese Liste ziemlich lange weiterführen – wechseln sich ab, überlagern sich und steuern fast jeden der zehn Albumtitel zielsicher in einen Mitspring-Refrain.

Sänger Jakob Amr singt, oder besser, schreit höher, lauter, schneller als noch auf dem Debütalbum „Leoniden“: Er klingt wie eine ADHS-belastete Kreuzung aus Michael Jackson und Justin Timberlake.

Für jene, die unter hohem Blutdruck oder Epilepsie leiden, ist das Album schlicht lebensgefährlich, für alle anderen eine Reizüberflutung, die ihresgleichen sucht. Das ist durchaus beeindruckend, hervorragend durchproduziert und groovt höllisch, vielleicht wäre ein bisschen weniger aber doch mehr gewesen.

Im Ganzen ist die Platte schwer hörbar. Auch wenn man den Eindruck also nicht ganz los wird, dass die Songs eben doch unter ihrer gnadenlosen Überfrachtung leiden, sprüht „Again“ vor Talent und wird seine Anhänger finden. Singles, die solche anlocken, gibt’s genug darauf.

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