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J Mascis – Elastic Days

J Mascis ist irgendwie ein komischer Kauz. Das wissen alle, die mal ein Interview mit ihm gelesen haben oder in den sehr lauten Genuss kamen, Dinosaur Jr. in ihrer mittlerweile 34-jährigen Bandgeschichte einmal live gesehen zu haben.

Denn während Bassist Lou Barlow seine Lockenmähne wild zu dem schrulligen Indie-Rock schüttelt, als hätte er einen Gumminacken, steht J Mascis wie eine Statue einfach nur da und dreht seinen Körper – kaum merklich – von links nach rechts.

Seine langen, grauen Haare flattern ganz leicht im Wind. Wie nebenbei gniedelt er dabei seine faszinierenden Gitarren-Soli runter, die einen zwischen purer Bewunderung und dem starken Bedürfnis nach Ohropax zurücklassen.

Natürlich fehlen genau diese Trademark-Soli auch auf J Mascis Solo-Werken nicht. Auf seinem fünften Album „Elastic Days“ ist es wie das Warten auf das Christkind. Die meisten Songs beginnen unauffällig mit Klavier- oder Gitarrenakkorden. Kurz bevor man von den folkigen Klängen eingelullt wird, kommt es dann um die Ecke und zerrt einen am Ohr heraus aus der schläfrigen Singer/Songwriter-Welt.

Wie auf allen seiner Solo-Platten ist auch der Sound von „Elastic Days“ im Vergleich zu Dinsaur Jr. wie in Watte gepackt und so ein bisschen versöhnlicher und weniger schrullig.

Der Namen „Elastic Days“ ist Programm. Nicht, dass man unbedingt vermuten würde, dass Mascis sich jemals dafür interessiert hätte, was die Musikwelt von ihm denkt, hat man bei seiner aktuellen Platte das Gefühl, dass er in Sachen Instrumentierung und Songwriting ganz in Slackermanier noch elastischer geworden ist.

Das Intro von „Picking Out The Seeds“ glänzt mit Klavier und scheut sich nicht vor einer Prise Pop. Auch „Drop Me“ klimpert mit hohen Klaviertönen daher, während J Mascis sich in der Bridge verstärkt von weiblichen Backgroundgesängen in seine Kopfstimme manövriert.

„Sky Is All We Had“ erinnert mit introvertiertem Gitarrenpicking an eine rockigere Version von Bob Dylan und klingt mit einer wunderschönen Kakophonie aus Mascis’ Gesang und einem Gitarrensolo aus.

Wenn man J Mascis und den Albumtitel kennt, dann liefert „Elastic Days“ genau was man erwartet: Großartige Gitarren-Soli und eine einzigartige Stimme, die kratzt, reibt und mit ihrem sanften Falsetto die kühlste Butter aus dem Kühlschrank glatt streicht – all’ das eingebettet in eine gelungene Mischung aus Folk-, Akustik- und Indierock.

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