Die aus Hamburg und Berlin stammende Band Tusq kehrt nach stolzen fünf Jahren Veröffentlichungsabstinenz mit ihrem dritten Album „The Great Acceleration“ in die Öffentlichkeit zurück – dieses Mal mit wehenden, der Gesellschaftskritik geweihten Fahnen.
Darauf verweist nicht nur der Albumtitel, auch das vom namhaften New Yorker Cartoonisten Eric Drooker gestaltete Cover illustriert es wenig subtil: Eine entpersonalisierte menschliche Gestalt läuft darauf in einem, für sie zum Hamsterrad gewordenen, Zahnrad der Maschinerie System um ihr Leben.
Die vier Indie-Rocker stellen die Sinnhaftigkeit der Gesellschaftsmaximen Höher, Schneller, Weiter in Frage. Sie sind nicht die ersten, die das tun, deshalb ist ihre Kritik aber nicht weniger gerechtfertigt, sondern geht nach wie vor auf ein ehrenwertes Anliegen zurück.
Ohne den Inhalt des Gesungenen in Frage stellen zu wollen, würde man sich dabei aber vielleicht doch ein bisschen weniger ausgetretene Pfade wünschen: „Everything we knew was burning to the ground. With the last drop of fuel we manage to escape, everyone felt so betrayed.“
Leider nährt sich mit zunehmender Hör-Dauer der Verdacht, dass nicht das antikapitalistische Sujet das Problem ist: „Turning on the radio cause silence breaks my heart, I hate when we’re apart.“
Dazu gibt’s klassischen Band-Sound. Das ist charmant unprätentiös, Ecken und Kanten sucht man allerdings vergeblich. Hymnische Mitsumm-Intros, brave Rock-Pop-Drum-Beats, Piano und Gitarre in perfekt auf Hörbarkeit abgeschmeckter Manier eingesetzt, und Verzerrtes in wohlbekömmlichen Dosen.
Von Uli Breitbachs glatter, tendenziell angestrengt klingender Stimme weiß man nie so recht, ob sie die zehn Popsongs in das Reich belanglosen Sound-Kitschs zieht, der noch ein bisschen nach 90s-Indie klingt, oder „The Great Acceleration“ in Verbindung mit den Background-Harmonien einen erfrischenden 60s/70s-Pop-Esprit verleihen.
Obwohl es diese Momente gibt, tendiert man ehrlicherweise eher zur ersten Variante. Insgesamt ist „The Great Acceleration“ ein gut hörbares Album, begeistern wird es aber wohl vor allem Fans. Für alles andere ist die Platte in Sound und Text doch ein wenig zu brav.