Da steckt ganz viel Magie drin – White Lies im Interview

Mit ihrem stilprägenden Debütalbum „To Lose My Life…“ sorgten die White Lies im Jahr 2009 für viel Aufsehen in der New-Wave-Post-Punk-Szene. Drei weitere richtungsweisende Alben und unzählige begeisternde Konzerte später grüßen die Herren Harry McVeigh, Charles Cave und Jack Lawrence-Brown immer noch vom Gipfel der Branche.

Mit ihrem neuen Album „Five“ im Gepäck soll die Erfolgsreise der drei gebürtigen Briten nun fortgeführt werden. Wir trafen uns im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Studiowerks mit Keyboarder und Drummer Jack Lawrence-Brown zum Interview und sprachen über die Suche nach dem perfekten Albumtitel, die Magie des Songwritings und das Herumtollen im Spielzeugladen.

MusikBlog: Jack, wenn das fünfte Studioalbum den Titel „Five“ trägt, dann erübrigt sich die Frage, welch tiefere Bedeutung hinter dem Albumtitel stecken könnte, oder?

Jack Lawrence-Brown: Naja, ganz so simpel wie es scheint, ist es dann doch nicht. Für uns war keineswegs von Beginn an klar, dass das Album diesen Titel tragen wird. Es war eher so, dass wir irgendwann keine andere Wahl mehr hatten, als uns mit der einfachsten Option zu beschäftigen.

Normalerweise ticken wir so, dass wir einen Song suchen, der vom Titel und vom Klangbild her das komplette Album repräsentiert. Das hat diesmal aber irgendwie nicht funktioniert. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass die Songs alle über einen längeren Zeitraum entstanden sind.

Fakt ist: Es gab unserer Meinung nach keinen Song, der das große Ganze in drei oder vier Minuten auf den Punkt bringt. Wir haben dann viel diskutiert. Irgendwann kam dann auch das Coverartwork dazu. Unser Manager schaltete sich auch noch mit ein. Na ja, und dann hieß das Album plötzlich „Five“.

MusikBlog: Demnach besteht also die Möglichkeit, dass – ein ähnlicher Verlauf vorausgesetzt – das nächste Album durchaus den Titel „Six“ tragen könnte?

Jack Lawrence-Brown: (lacht) Ich hoffe nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beim nächsten Album eine andere Lösung finden werden.

MusikBlog: Kommen wir zur Musik: „Five“ kommt im Vergleich zum letzten Album wieder etwas kantiger und intensiver um die Ecke. War das so geplant?

Jack Lawrence-Brown: Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass man die Ausrichtung irgendwie planen kann. Das ist immer ein Prozess. Was sich diesmal ein bisschen verändert hat, ist die Herangehensweise. Normalerweise spielen wir im Vorfeld Demos ein, die wir dann im Studio verfeinern und ausarbeiten. Das Fundament steht mit den Demos meist schon fest.

Diesmal haben wir zwar auch Demos eingespielt. Wir haben uns aber mehr Freiräume geschaffen. So hat sich während der Produktions- und Aufnahmephase noch vieles verändert. Dieser Prozess hat unser Selbstvertrauen als Band noch einmal verstärkt. Das hört man dem Album, wie ich finde, auch an.

MusikBlog: Fällt es euch nach zehn Jahren auf der Überholspur eigentlich leichter, Songs zu schreiben? Oder geht es eher in die andere Richtung?

Jack Lawrence-Brown: Sicher, man bekommt mit der Zeit natürlich immer mehr ein Gefühl dafür, welche Dinge wie ineinander greifen müssen, damit sich am Ende ein zufriedenstellendes Ergebnis präsentiert. Aber man stellt natürlich auch immer neue Anforderungen. Man will ja immer besser werden. Die Songs sollen immer besser werden. Das macht es natürlich nicht einfacher. (lacht)

MusikBlog: Gibt es besondere Momente während des Songwritings, die du nicht missen willst?

Jack Lawrence-Brown: Das Songwriting ist ein großes Mysterium. Da steckt ganz viel Magie drin. Ich meine, die Momente, wenn sich ein neuer Song entwickelt, sich ein Refrain aufbaut und man irgendwann auf der Couch sitzt und einem klar wird, dass etwas komplett Neues entstanden ist: Das sind schon unvergleichliche Augenblicke.

MusikBlog: Setzt die Live-Performance der neuen Ideen dem Ganzen dann noch die Krone auf?

Jack Lawrence-Brown: Neue Songs live zu spielen ist einfach nur großartig. Man merkt dieses Knistern überall. Man selbst ist aufgeregt. Aber auch die Leute sind neugierig. Jeder will wissen, wie es sich anfühlt. Die ersten Wochen einer Tour sind immer besonders spannend. Wenn man die ersten Male mit neuem Material auf die Bühne geht… Das ist schon ein tolles Gefühl.

MusikBlog: Ihr Drei teilt diese Aufregung nun schon seit über zehn Jahren. Gibt es einen Harmonie-Schlüssel?

Jack Lawrence-Brown: Ich denke, in unserem Fall ist es einfach so, dass wir uns immer wieder vor Augen führen, dass das Ganze aus der Freude und dem Spaß am Musizieren entstanden ist. Mittlerweile leben wir davon. Es gibt auch Dinge, die uns nicht so viel Spaß machen, jeder Job hat seine Schattenseiten.

Man darf aber die eigentliche Intention nicht aus den Augen verlieren. Das ist das Entscheidende. Wir fühlen uns immer noch wie Kinder in einem Spielzeugladen. Man hält den Kleinen ein tolles Spielzeug vor die Nase hält und sagt: So, jetzt habt einfach Spaß! Das ist die Basis. So sind wir. So fühlen wir uns. Wir nehmen uns und das, was wir machen nicht zu ernst. So bleibt man auf dem Boden.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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