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Die Türen – Exoterik

Wenn Die Türen mit ihrem neuen Album ins Haus gefallen sind, füllt das epische 3-fach-Werk nicht nur das Erdgeschoss, sondern gleich das ganze Haus.

Staatsakt-Chef Maurice Summen und seine Freigeister kombinieren Wegweisendes der Musikhistorie mit dem, was auf dem Berliner Label fortlaufend an frischen Einträgen aktenkundig wird, fügen „neue Musik aus alten Tönen“ (O-Ton „Abgehauen“) zusammen.

Also heraus zum „Welthundetag“ und sich einlassen auf fast zwei Stunden Musik, die mit „Selbstverständlichkeit“ durch Vergangenes und Gegenwärtiges aus Kultur und Gesellschaft führt.

Oft parolenhaft, nie plakativ, manchmal ohne Worte, aber immer eloquent ist das, was Maurice Summen, Andreas Spechtl, Chris Imler, Ramin Bijan und Günther Osburg (Michael Mühlhaus war dato bei Kante nicht abkömmlich) zwischen Theologie, Philosophie und altgriechischen Denkansätzen transparent aufbereiten.

Verdichtet berserkert sich „Miete, Strom, Gas“ in einen Rausch, welcher das – esoterisch betrachtet – vielschichtig zugrunde liegende Drama divergierender Gesellschaftsschichten, exoterisch verständlich herausschält.

„Information ist der Unterschied, der soziale Unterschiede macht. Gib mir deine Information“ sprechen dabei die Protagonisten, repetieren die Grundaussagen ihrer Stücke, demaskieren mit wenig Text des Pudels Kern, welcher in „BBI“ in Gestalt bürgerlicher Ideale erscheint.

Wie im Persönlichen so im Großen: „Ich Bin Eine Krise“ – wir sind eine Krise: Dass man in Europa inzwischen lieber im „Regional Express“ zum „Gasthof Zur Eisenbahn“ fährt, um Realpolitik im „Lake Angela“ zu versenken, anstatt im „Trans Europa Express“ den Kontinent zu einen, ist inzwischen mehr als ein Zeitgeist-Phänomen.

Es grüßen Krautrock, Elektropioniere und Space-Disco, wollen Postpunk, Dub, Funk ihren Teil zur musikalischen Entgrenzung beitragen und werden vom einsamen Tastenanschlag bis zum vertrackten Chorgesang alle Möglichkeiten der Klangerzeugung an irgendeiner Stelle ihren Platz finden.

Es blubbern Melodien durch Keyboardnebel, führt die titelgebende Trilogie über eine halbe Stunde durch ein Tonlabyrinth, wo sich einerorts nichts Songstukturhaftes bilden will, regiert anderswo das „Rave Regime“.

Ein Album, dessen Weisheit, Blickschärfe und Relevanz sich nur in seiner Gesamtheit erschließt.

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