Das Licht, was hat es der Menschheit nicht alles geschenkt: mythologische Gottesabstraktionen, Mückenfallen, investigative Enthüllungen, obwohl jedes Mal, wenn die Phrase „Licht ins Dunkle bringen“ irgendwo auftaucht, das Phrasenschwein zappelt und – das Wichtigste überhaupt! – die probateste aller Methoden, um den Niesreiz zu unterdrücken.

Wenn sich Steve Mason nun mit seinem vierten Soloalbum auf diese assoziationsreiche Symbolik stürzt, ahnt man Schlimmes. Denn, so viel vorweg, „About The Light“ ist ein nullkommanull gelungener Versuch, das althergebrachte Narrativ einer Sinnkrise in kathartische Neuempfindungen des gereiften Künstlers zu transformieren. 

Der ehemalige Beta-Band-Frontmann und Black-Affair-Solist ist nun Vater. So gingen 44 Jahre ins Land, um zu verstehen, dass er nicht das Zentrum des Universums ist. Seiner Erlösung sei Dank!

Dieser aufgeladenen Epiphanie folgt eine geradezu sakrale Verklärung, die schon deshalb nicht überzeugt, weil „About The Light“ den stilistischen Eklektizismus (Phrasenschwein!) seiner Vorgängerprojekte gegen die Grundpfeiler versicherungspflichtiger Poprock-Öde austauscht.

Hinzu kommt der immer etwas verzweifelt anmutende Versuch, den Palliativstatus einer Karriere mit der Einbindung eines opulenten Liveband-Charakters wiederbeleben zu wollen. Herauskommen dabei Tracks wie „America Is Your Boyfriend“, die reichlich verspätet geopolitischen Wahnsinn anprangern, jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich relevant scheinen. Da helfen selbst die groß auffahrenden Bläsersektionen nicht.

„Rocket“ verliert sich in einfallslosen Summ-Summ-Licks, larmoyanten Liebesplattitüden („I’ll put you in my pocket, so when I feel this sad, you give me back the love I had“) und sicherlich jazzy gemeinten Drums, die so catchy wie ein nasses Stück Handseife sind.

Der akustische Rodeo-Twang und die an The Cure erinnernden Akkordläufe in „No Clue“ sind hier noch die spitzesten Pfeile, die Mason im Köcher hat.

Der referenzielle Appetit auf Kultstätten des Popuniversums ist damit aber noch längst nicht gestillt. Schon das Cover erinnert – wenigstens typografisch – ein bisschen an „London Calling“, nimmt jedoch, trotz der frechen Working-Class-Mädels, nicht mal im Ansatz den bestimmt angedachten Aufmüpfcharakter vorweg.

Der Titeltrack samt Americana-Strings im Valium-Groove wirft sich schmalbrüstig vor das Wiegengemurmel in „Fox On The Rooftop“, während die Wurlitzer-Keys in „Don’t Know Where“ maximal als Hintergrundmusik für Grundschulausflüge ins nächst gelegene Planetarium taugen.

Zugegeben, es fällt schwer, den Leader einer Band, die sich spätestens seit Nick Hornbys filmischer High-Fidelity-Adaption auf gewisse Art unsterblich gemacht haben, unter die Guillotine zu bitten. 

Doch gerade in Blues-Rock-Versuchen wie „Walking Away From Love“ wirkt Mason maximal wie zweierlei Wesen, die noch bemitleidenswerter sind als Shopping Mall-Pianisten:

Entweder nämlich wie die schrullige Tante, die nach überstandener Midlife-Crisis vom Esoterikseminar der ortsansässigen VHS berichtet, oder wie eine abgehalfterte Light-Version eines Macca-Imitators, den man nicht mal für die Leinenhochzeit buchen würde.

Sorry Steve!

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