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Feels – Post Earth

Die Zeiten ändern sich, das ist hinreichend bekannt. Das vergleichsweise flammneue iPhone XR wird in spätestens zwei Jahren das alte iPhone XR und in fünf Jahren ein nostalgisches Kuriosum sein.

Wir tragen unser Haupthaar in der Zwischenzeit kürzer, länger und wieder kürzer und unsere Hosen enger, weiter und wieder enger (selbstverständlich halten wir die engen für grenzenlos geschmacklos, wenn wir gerade die weiten tragen und umgekehrt).

Normalerweise manifestiert die Vorsilbe post (im Sinne des lateinischen Wortes für nach, nicht in dem des Unternehmens, das sich um die Beförderung schriftlicher Nachrichten und anderer Sendungen kümmert) genau solche Entwicklungen:

Wenn ein orange-farbener Irrer, der seine Bildung zur Gänze aus den Fox-News zu beziehen scheint, scheinbar widerstandslos ins weiße Haus marschieren kann, müssen die Zeiten, in denen wir leben eben postfaktische sein.

Wenn die Feels ihr neues Album also „Post Earth“ nennen, ist das technisch betrachtet quasi nicht weniger als die Proklamation der Apokalypse. Beim überwundenen Subjekt handelt es sich in diesem Fall schließlich ganz wörtlich genommen um das Fundament unser aller Lebens.

Immerhin: Während die Botschaft der Formation aus Los Angeles das grundsätzlich erwarten ließe, klingt der Soundtrack zum bevorstehenden Weltuntergang selbst weder übertrieben düster noch unangenehm moralisch.

Gepredigt wird eher der Aufbruch, als eine nihilistische Untergangsphantasie. Dazu bekommen wir Lo-Fi-Sound, der eben nicht nur Rotz-Attitüde, sondern im einfachsten Sinne des Wortes gute Songs zu bieten hat.

Staubig-treibende Drums, Bass-Riffs, die die Songs genau dahin steuern, wo sie hin sollen, kratzige, von Zeit zu Zeit leicht psychedelisch schwelende Gitarren und essentiell für den Sound der Platte: großzügig aufgetragene, aber gleichzeitig nonchalante Gesangsharmonien.

So einfach, genauso gut. Ein zeitloser Vintage-Vibe umweht die 11 Songs, hält sie in einer unwiderstehlichen Balance zwischen einem leicht schrägen und ausgesprochen harmonischen Klangbild.

Und macht „Post Earth“ damit zu einem Album, das für den Hörer vielleicht auch dann noch gewinnbringend hörbar wäre, wenn der von diesem bewohnte Planet bereits lange Geschichte ist.

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