Acht Jahre nach „Monkeytown“ sind Modeselektor zurück – der deutsche Elektro-Act von internationaler Grandezza, dem selbst die US-amerikanischen Indie-Experten von Pitchfork seitenweise Berichterstattung einräumen.
Nach der dritten Moderat-Platte ist vor der dritten Modeselektor. Die beiden Mitvierziger Sebastian Szary und Gernot Bronsert ersinnen eine disparate LP im Spannungsfeld aus elektronischem Experiment und einer gewissen Verrücktheit, die sie seit je her auszeichnet und die allgemein so geschätzt wird, dass sie permanent kollaborieren müssen.
Die Liste namhafter Künstler, die an Modeselektors Schwelle klopfen, ist lang und reicht von Thom Yorke und Radiohead über Maximo Park und Bonaparte bis M.I.A. und Fettes Brot.
Ob bei zweckdienlichen Remixes, Gastbeiträgen oder auch beim inzwischen fast erfolgsverwöhnteren Projekt Moderat, wo Sascha Ring von Apparat mit seinen mondänen Gesangslinien die Sounds der beiden formvollendet – die Crazyness wird vergleichsweise in Zaum gehalten.
Nur in ihrem Zweier-Habitat feiern Modeselektor derart vollumfänglich ihre Möglichkeiten und die Diversität der Nacht. Der doppeldeutige Titel wirkt wie ein Versprechen. Elektro-Puristen waren sie ohnehin noch nie.
So bringt UK-Rapper Flohio als Gast in „Wealth“ den Hip-Hop in den elektronischen Kosmos und stellt das Album einmal mehr in den absoluten urbanen Fokus. Auf der Dorfparty kommt „Who Elso“ nicht mal nah ran die Partyschwelle.
Erst recht nicht mit „Prügelknabe“, der seinem Namen alle Ehre macht und an den ausgefuchsten Hardstyle von Soulwax‘ auf „From Dewee“ erinnert.
„Who said love will safe the kids/ Who said original is not fake/ Who said that those pills will get you high/ Who said that drugs will make you smile/ Who blablaba“ fragt der estländische Rapper Tommy Cash in einer endlosen Assoziationskette.
Es sind die plakativen Gastauftritte, die bei „Who Else“ im Vordergrund stehen. Vergleichbare Spezialisten-Beiträge, wie die von Thom Yorke auf dem Vorgänger „Monkeytown“ sind Fehlanzeige. Die Platte zieht die tanzbare Konfrontation einer emotionalen Katharsis vor.
Das Ergebnis ist zappeliger und herrlich vielfältiger Elektro: der Sound der Hauptstadt, der Quirl des Nachtlebens in stroboskop-benetzter Ambivalenz.