Samstag 12:00 Uhr bis Sonntag 12:00 Uhr. 24 Stunden. Am Stück. So der Zeitplan fürs Release Konzert von „Viel Spaß in der Zukunft“. Die neue Platte des „stets um Selbstaufopferung bemühten“ Bürgermeisters der Nacht. Damit es auch genug Abwechslung für alle gibt, mit mehr Gästen als so manches Festival.
Das Fleetstreet Theater, Galerie und Bühne, keiner der ausgetretenen Clubs. Nur wenige Meter entfernt vom Hamburger Protz, durch den Lafote gerne reitet.
Samstag früher Nachmittag:
Gemütliche Atmosphäre. Man ist noch unter sich. Die meisten Anwesenden wird man auf der Bühne sehen. Der Bürgermeister spielt sich warm. Stücke von der neuen Platte. Bühnenhintergrund eine große projizierte Uhr.
Samstag 17:30 Uhr:
Der Bürgermeister auf der Bühne. Immer noch oder schon wieder? Minimaler Kleidungswechsel. Ambivalenter Zustand nach fast sechs Stunden. Über 18 Stunden kommen noch. Zur Unterstützung Mark Matthes an der Geige und Gastsängerin Véréna Gerjets.
„Yesterday“ von der neuen Platte. Veronica Burnuthian von Friends Of Gas mit auf der Bühne. Hier ohne Gitarre, dafür mit Mikro. Danach Kulturwechsel, Rick McPhail von Tocotronic singt Tom Jones Stücke. Der Kaffee-und-Kuchen Uhrzeit geschuldet gibt es Bienenstich für alle.
Schon ein paar Gäste mehr. Kinder, Hunde, nur die Katze fehlt. Relaxte Nachmittagsparty in Wohlfühlambiente. Die Uhr hinter der Bühne kriecht unerbittlich langsam voran.
Samstag 22:00 Uhr:
Der Laden angenehm voll. Nachmittag ist der Nacht gewichen. Die Luft steht, es wird stickig heiß. Aschenbecher quellen über, Kuchen ist nicht mehr angesagt. Der Bürgermeister kommt wieder auf die Bühne. Nächste Runde Klamotten. Wirken noch erstaunlich frisch. Die Uhr noch genauso unerbittlich. 14 Stunden noch.
Einmal die Platte von Anfang bis Ende. Die vorderen Reihen tanzen ausgelassen. Fühlt sich fast an wie ein normales Konzert. Würden nicht an der Bar geruhsam Bandbilder bunt ausgemalt. Wäre die eine Wand nicht eine Dauer-Video-Installation. Und wäre die Stimmung nicht irgendwie anders.
Zum Letzten Stück „Yesterday“ kommt Veronica Burnuthian mit auf die Bühne. Erste Ansätze von Deja-Vu stellen sich ein.
Weiter geht es mit Mark Matthes an der Geige. Gezupft, gesampelt, gestrichen. Angenehm experimenteller Start. Joachim Franz Büchner vom Bürgermeister übernimmt das Schlagzeug. Verdichteter Sound geht in die Beine.
Die restliche Band und Véréna Gerjets stoßen dazu. Die Zeitschleife hat sich geschlossen. Fehlt nur noch ein Murmeltier.
Und so geht es weiter, stetiges Kommen und Gehen auf der Bühne. Mit Gast an der Gitarre wird der Sound südstaaten-lastig, um sich dann punkig-noisig weiter zu entwickeln. Und der Sänger wechselt wieder. Der Überblick geht verloren. Der Bürgermeister bleibt tapfer, einer von ihnen ist immer dabei.
Frank Spilker von den Sternen übernimmt das Micro, während unten neue Drums reingetragen werden. Aus dem Konzert ist eine große Jamsession mit Happening Charakter geworden.
Sonntag 9:05 Uhr:
Der Raum wie mit Kater nach dem Sturm. Die meisten Gäste weg, die Aschenbecher geleert. Getränke sind alle, gibt nur noch eine halbe Flasche Sekt. Die verbleibenden Augen sind tief. Die ausgemalten Zeichnungen der Nacht zieren die Wand.
Der Bürgermeister darf kurz im Publikum entspannen. Lafote gibt alles. Eine halbe Stunde hibbeliger Punk zum Morgenkaffee mit Familie. Volle Action auf der Bühne. Viele der Gäste noch nicht schulpflichtig. Übergroße Ohrenschützer dominieren das Bild.
Pause vorbei, der Bürgermeister ist wieder dran. Der weiße Bademantel passt zum Thema. Die Stimmen geschunden, erste Ausfallserscheinung treten ein.
Fabio Papais kann den Bass auch auf einer Bierkiste sitzend spielen. Der Raum wieder fast geleert. Tapfer getragene Stimmung, die Motivation hält. Fehlt nicht mehr viel auf der Uhr.
Sonntag 11:45 Uhr:
Endspurt. Wieder mehr Gäste da zum Abschluss. Super Laune dominiert. Der Bürgermeister gibt nochmal Gas. Alle sind wieder wach. Und auch wirklich jeder kann nach der Nacht alle Texte auswendig.
Sonntag fünf vor zwölf:
„Sunday Morning“ von Velvet Underground. Was könnte ein besserer Abschluss sein. Getragen geht es zu Ende. Die Uhr ist fast durch.
Sonntag 12:00 Uhr:
Genau als die Zeiger der Uhr auf die Zwölf springen haucht Fynn Steiner ein letztes „Sunday Morning“ ins Micro. Erschreckende Stille. Geschafft. Freude. Erleichterung. Zufriedenheit. Keine Zugabe. Nein, wirklich nicht.
Konzert, Party, Get-Together, Festival, Familienfest, Jamsession, Live-Installation, Kunst-Performance, „crazy Happening“. Von allem etwas. Wertvoll in vielerlei Hinsicht. Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben.