“Los! Vorwärts gehen! Nicht stehen bleiben und die Tickets bereithalten!“ ruft der Sicherheitsservice die Konzertbesucher vorm Palladium im wechselnden Minutentakt an. Alles muss geordnet ablaufen. Die Leute werden von der Straße verscheucht. Das mittlerweile in den 30igern angekommene Publikum trottet langsam dem Eingang entgegen.

Zurück im Jahr 2005: Die Ordner halb so streng, das Publikum halb so alt und Bloc Party am Beginn ihrer Karriere. 14 Jahre ist es nun her, als das Debütalbum „Silent Alarm“ veröffentlicht wurde.

Zu einer Zeit, in der man als Teenager das erste Mal auf dem MP3-Player – neben Maximo Park, Franz Ferdinand und The Killers – „Banquet“ hörte und seine Wochenenden auf Festivals oder Partys verbrachte. Musik war alles – ist es das immer noch?

Viele Bands aus dieser Zeit existieren weiterhin. Viele Alben feiern ihr 15-jähriges Jubiläum. Bloc Party veröffentlichten zunächst in regelmäßigen Abständen fünf Alben, doch die ursprüngliche Formation hat sich mittlerweile halbiert.

Neben Kele Okereke (Gesang, E-Gitarre) und Russell Lissack (E-Gitarre) sind seit 2015 Louise Bartle am Schlagzeug und Justin Harris (Gründungsmitglied von Menomena) am Bass. Mal sehen, wie gut Bloc Party gealtert sind.

Es ist ein typisch schwüler Sommerabend in Köln. Im Raucherbereich treten sich alle auf die Füße, während drinnen bereits der Support Joan auf der Bühne steht. Nach einer guten halben Stunde verstummt die Musik und so langsam leert sich der viel zu kleine Raucherbereich und das Palladium füllt sich.

Es ist soweit: Bloc Party betreten die Bühne und die ersten langsamen Takte von „Compliments“ erklingen. Ungewöhnlich, passt der Song doch so gut ans Ende von „Silent Alarm“. Doch spätestens nach „Plans“ und „Luno“ wird jedem klar sein:

Die spielen die Platte einfach rückwärts. Alle wissen nun, wann welcher Hit ertönt und die Energie im Saal steigt spürbar. Einsetzender Konfettiregen verstärkt das Gefühl.

Kele begrüßt die Fans mit einem wortkargen „Hallo“. In seinem quietschgrünen Oberteil ist er kaum zu übersehen. Neonstrahler erleuchten den Saal. Köln sei die erste Station ihrer „Silent Alarm“-Tour und er fragt, welcher Tag heute wäre:

„Ist heute Freitag? Oh nein, es ist Donnerstag, also fast Wochenende. Dann lasst uns den Start ins Wochenende feiern!“ Spätestens bei „So Here We Are“ ist man wieder Anfang 20 und fühlt das wunderbare Freitagabend-Gefühl, kurz bevor die Sonne untergeht und die WG-Party beginnt.

Der Sound und Keles Stimme klingen so schön wie damals. Doch die Chemie der Band ist eine andere, sprich: kaum existent. Auf der Bühne macht jeder sein Ding. Eine vereinte Band sieht anders aus.

Doch das tut der Stimmung im Saal keinen Abbruch. Bei „Banquet“, „Helicopter“ und „Like Eating Glass“ rasten alle wie erwartet aus. Ein tolles Ende einer Platte, das eigentlich den Anfang bildet. Doch nach 55 Minuten kann kein Konzert vorbei sein.

Nach dem üblichen Zugabe-Applaus kehren die Vier wieder zurück auf die Bühne. Kele werden Songwünsche entgegengerufen, doch zuerst erfüllt er sich selbst einen Wunsch und singt „Kreuzberg“, seit 2013 zum ersten Mal. Das Publikum ist gerührt und die ein oder andere Träne kullert die Wange hinunter.

Die Hits des 2007er Albums „A Weekend In The City“ dürfen bei der Nostalgie-Tour natürlich auch nicht fehlen. „Hunting For Witches“ und „The Prayer“, aber auch „Flux“ und „Two More Years” werden mitgegrölt und unter tosendem Applaus abgefeiert.

Die Reise in die Vergangenheit war schön, aber mit dem Abklingen des letzten Songs ist man auch wieder 30. Es ist doch so: Oft begleitet eine Band einen temporär, und ab und zu erinnert man sich eben gerne an diese Zeit zurück – wie auch an diesem Abend.

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