Dieter Bohlen und Deutsch-Rap; das hat – zum Glück – eigentlich nicht viel miteinander zu tun. Fatoni bricht mit seinem neuen Album „Andorra“ diese Tradition und widmet dem Pop-Titan prompt einen Song. Denn im Herzen seiner Fiesheit ist Dieter Bohlen doch eigentlich auch einfach nur ein Battle-Rapper, der mit voller Leidenschaft andere Leute disst.
Doch genau das macht Fatoni nicht, zumindest nicht offensichtlich. „Es gibt so Tage, an denen wär‘ ich lieber Dieter Bohlen / Hätte ein Rezept und würd‘ es immer wieder wiederholen / Ich wär‘ nie mehr pleite denn ich könnte Geld scheißen / Ich würd‘ jeden Promi kennen, dafür keine Selbstzweifel“, heißt es in „D.I.E.T.E.R.“. Dazu liefern die Backings die passende Portion Auto-Tune. Sympathisch, diese Ehrlichkeit.
So weit, dass Fatoni Dieter Bohlen als Gastmusiker einladen würde, geht die Liebe dann aber doch nicht. Stattdessen ist mit Casper ein Hochkaräter des deutschen Sprechgesangs am Start. Zusammen stehen die beiden metaphorisch auf dem „Burj Khalifa“ – dem höchsten Gebäude der Welt – und sinnieren über die Nebenwirkungen des Erfolgs.
Sowieso dreht sich auf „Andorra“ vieles um die Introspektive und Selbstanalyse. Bei „Alles zieht vorbei“ geht es um Midlife Crisis und Burn-Outs, während Überraschungsgast Dirk von Lowtzow in seinem so typischen Tocotronic-Duktus ein bisschen Spoken-Word zu den melancholischen Grundfesten des Songs beisteuert.
„Krieg ich leider alles nicht hin“ fällt mit Schrammel-Gitarre und Drei-Ton-Gesang gänzlich aus dem Rahmen und man fragt sich kurz, ob sich hier heimlich ein anderer Künstler auf die Platte gemogelt hat und im Sinne der Anarchie ein bisschen Punk auf „Andorra“ schmuggelt.
Aber natürlich dreht sich auch nicht alles ausschließlich um Anton Schneider aka Fatoni. Bei „Die Anderen“ feuert der gebürtige Münchner zu Gunshots und derben Beats gegen Rechts und die Meinungslosigkeit der breiten Masse.
Zeilen wie „Ich würde mich so gerne positionieren, doch muss ich grade prokrastinieren / Sorry, doch so bin ich sozialisiert, alles unkompliziert“ liefern nicht unbedingt die wortgewandtesten Rhymes, aber ohne Frage wichtige Kommentare zum aktuellen Zeitgeschehen.