Mit ihrem neuen Studioalbum „Hot Motion“ festigen die Temples ihren Status als Indie-Rock-Band der Stunde. Mit etwas weniger Elektronik im Gepäck, dafür mit umso mehr Opulenz im Schlepptau, zeigen die Briten der Konkurrenz wieder einmal die lange Nase. Im Vorfeld der Albumveröffentlichung zum neuen „Hot Motion“ trafen wir uns mit Sänger James Bagshaw zum Interview und sprachen über einheitliche Visionen, die Magie antiker Räumlichkeiten und die pure Vorfreude.
MusikBlog: James, euer neues Album klingt wie das Werk einer Band, die ihren Weg gefunden hat. Stimmst du mir zu?
James Bagshaw: Es ist schon so, dass wir diesmal alle sehr klar waren. Wir hatten alle dieselbe Vorstellung und eine einheitliche Vision vom Sound des Albums. Ich denke schon, dass es auf „Hot Motion“ viel Neues zu entdecken gibt. Aber grundsätzlich stimme ich dir schon zu. Wir stecken sicherlich nicht mehr in einer Findungsphase. Wir wissen, was uns gefällt, was funktioniert und wie wir die Dinge angehen müssen, damit wir am Ende des Tages zufrieden sind.
MusikBlog: Ist das ein beruhigendes Gefühl?
James Bagshaw: Es ist ein schönes Gefühl. Das Ganze ist aber auch ein herausfordernder Zustand. Man will ja als Künstler nicht stagnieren. Das, was man hat, immer wieder mit Neuem zu füttern, damit man nicht auf der Stelle tritt, ist nicht immer einfach. Aber wir geben uns Mühe. Und ich denke, dass wir auf unserem neuen Album auch wieder viele neue Facetten präsentieren.
MusikBlog: Absolut. Die progressiven Elemente wurden verstärkt. Und die Gitarren stehen wieder mehr im Vordergrund.
James Bagshaw: Ja, die Gitarren waren Teil des Plans. Wir waren uns schon relativ früh während des Songwritingprozesses darüber einig, dass wir die Gitarren wieder mehr in den Vordergrund rücken wollen. In puncto Sound haben wir uns dahingehend aber alle Türen offen gelassen. Wir wollten mit den Gitarren verschiedene Klangbilder erzeugen.
Die Sache mit den progressiven Parts hingegen ließ sich nicht steuern. Das sind Entwicklungen innerhalb des Prozesses, die einfach passieren. Wenn ein Song nach einer bestimmten Stimmung oder einem bestimmten Rhythmus schreit, dann sollte man da nicht dagegenhalten.
MusikBlog: Ihr könntet euch mittlerweile die richtig teuren Studios leisten. „Hot Motion“ wurde aber wieder in deinem Haus aufgenommen. Warum?
James Bagshaw: Ich bin kein Freund dieser sterilen Studios, in denen sündhaft teures Equipment steht und sich alles irgendwie sehr klinisch anfühlt und anhört. Das ist nicht meine Welt. Das ist nicht unsere Welt. Ich habe einen Anbau bei mir am Haus, der 300 Jahre alt ist. Da stecken viel Leben und auch unheimlich viel Geschichte drin.
MusikBlog: Geschichte, die man nutzen kann?
James Bagshaw: Ja, natürlich. Die Steine, die Wände, der Boden: Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn man diesen Raum betritt. Und wenn man dort aufnimmt, dann fließt die besondere Atmosphäre auch in die Musik mit ein. Das lässt sich gar nicht vermeiden. Es passiert einfach.
Und das, was dann am Ende so klingt, wie es eben klingt, ist genau das, was wir wollen. Wir wollen Musik kreieren, die eine ganz besondere Stimmung transportiert. Und dafür ist diese Umgebung, in der wir aufnehmen, perfekt geeignet.
MusikBlog: Man sagt, das dritte Album sei oftmals wegweisend. Fühlst du dich diesbezüglich wohl in deiner Haut?
James Bagshaw: Auf jeden Fall. Ich war bei den ersten beiden Alben auch sehr aufgeregt. Ich meine, das Debütalbum ist immer eine große Nummer. Und auch das zweite Album steht unter einem besonderen Stern. Die Leute wollen wissen, ob das Debüt nur eine Eintagsfliege war. Man selbst will wissen, wo man steht. Diesmal war es aber irgendwie noch krasser. Ich hatte während der Produktion ganz oft das Gefühl, mich irgendwie ausklinken zu wollen.
MusikBlog: Du wolltest dich ausklinken? Wieso das?
James Bagshaw: Ich wollte die Entwicklung begleiten, ohne selbst involviert zu sein. Das klingt verrückt, ich weiß. Aber ich war so euphorisch und so überzeugt von allem, dass ich unbedingt wissen wollte, wie sich die Songs für jemanden anfühlen, der nicht mit drinsteckt. Ich kann das nur schwer beschreiben. Für mich ist es kein Album, das sich vom ersten bis zum letzten Ton analysieren lässt. Es gibt viel Licht, aber auch viel Schatten. Und es ist groß und mächtig, ohne dabei überproduziert zu klingen. Ich bin wirklich unheimlich gespannt auf die Reaktion der Leute.
MusikBlog: Ich habe ein ganz gutes Gefühl.
James Bagshaw: (lacht) Das ist gut. Ich auch.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.