Die Cold War Kids haben es schwer vor. Nicht ein Album, nicht zwei Alben, sondern gleich drei Platten soll ihr derzeitiges, musikalisches Vorhaben umfassen. Mit „New Age Norms 1“ legt das Quartett zumindest einen vielversprechenden Start hin.
Die Kernkompetenz des Erstlings des anstehenden Tripletts ist der Groove. Das beweist gleich zu Beginn der Opener „Complainer“, der mit widerspenstigem Riff und hochgepitchter Kopfstimme von Sänger Nathan Willett seine Wurzeln im Dunstkreis der besten Jahre von Prince schlägt.
Über den Kinderchor lässt sich streiten, aber nachhaltiges Stören sieht anders aus. Dazu liefert der Song den perfekten Sound zu seiner Botschaft. Statt ewigem „Complainen“ und Freisprechen von der eigenen Verantwortung, lieber heraus aus der Komfortzone und selbst besser machen.
Mit „Fine Fine Fine“ folgt sofort der nächste Mitsing-Pop-Hit. Zu einer Portion Rock’n’Roll lässt sich im Stile Elton Johns mit einer leichten Brise Retro gekonnt die Hüften schwingen.
„Beyond The Pale“ fährt das Tempo zum ersten Mal herunter und bildet gleichzeitig den ersten Schwachpunkt von „New Age Norms 1“. Die schnörkellose Klavier-Ballade mit vorhersehbaren Harmonien schafft es über die 0815-Standard Schmonzette kaum hinaus und bleibt hinter den Lyrics „In the dark / And you’re lighting me up / With a spark“ zurück, da besungener Funke leider nicht überspringt.
Dabei beweisen Cold War Kids doch auf „New Age Norms 1“, dass sie die Tasten auch viel gekonnter einsetzen können. „4th Of July“ überzeugt mit groovigem Klavier-Riff, das sich immer wieder ins Zwiegespräch mit E-Gitarre und Synthie begibt.
„Tricky Devil“ schlägt als letzter Song von „New Age Norms 1“ eine interessante, neue Richtung ein. Der hypnotisierende Schlagzeug-Beat im Alleingang mit Willetts Gesang hat plötzlich nur noch wenig mit den vorangegangen, eingängigen Pop-Hymnen gemein.
Schicht für Schicht bauen Cold War Kids diesen Fünfminüter als Herzstück immer weiter auf. Willetts Stimme schraubt sich in die Höhe und überlagert sich zu Geisterchören, die mit verzerrten Gitarren atmosphärisch in ein Spukhaus entführen.
Sollte das ein Ausblick auf den zweiten Teil der Trilogie sein, dann darf man sich freuen.