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Faber – I Fucking Love My Life

„I Fucking Love My Life“. Genau das scheint Faber ins Gesicht geschrieben, wenn er auf dem Coverfoto vom zweiten Album in einem Gestus zwischen Helmut Berger und Udo Jürgens zur Fluppe greift.

Dazu hat er schließlich auch allen Grund, denn dafür, dass sein notorisch tabubrechendes „Sei Ein Faber Im Wind“ gehörig polarisierte, hat der Schweizer eine solide Anhängerschaft hinter sich versammelt.

Vielleicht klingt sein neuer Output deshalb auch nicht unbedingt nach einem künstlerischen Schritt nach von, er wird seine bisherige Fangemeinde jedoch weiter konsolidieren.

Die „Generation YouPorn“, in nicht unbeachtlichen Anteilen ein „Ich steh für gar nichts und für gar nichts steh ich ein“ – Leben führend, kommt als neue Zielgruppe auch kaum in Frage. Diejenigen, die in den Augen der Verwalter von Armut und Elend „Jung Und Dumm“ („aber immerhin jung“) erscheinen, dem Neoliberalismus tendenziell ablehnend gegenüber stehen und mit Faber gerne „Immobilienhaie fischen aus dem Zürichsee“ veranstalten würden, schon eher.

Textbausteinen aus dem bisherigen Werk des Zürichers folgend, könnte es aber schlicht die Zigarette danach sein, nach der vorn auf der Platte gegriffen wird, mit entsprechenden Kontext-Formulierungen ist es auch diesmal gut bestellt.

Dies allerdings in Zusammenhängen, die nicht unbedingt eine Nähe zum Beischlaf assoziieren, veröffentlichte er sein Politikum „Das Boot Ist Voll“ im zweiten Anlauf in einer entschärften Version, diese explizit ohne sexuelle Handlung gegen den Willen der in dem Stück Gebrandmarkten.

Im Rahmen von dissonanter „Ouverture“, moll-getünchtem Intermezzo und einer Coda mit „Spiel Mir Das Lied Vom Tod“-Aura, zieht sein begleitender Wanderzirkus, die Goran Koč y Vocalist Orkestar Band, alle bereits bekannten Register, unterlegen den Vortrag, in einem Timbre zwischen Isolation Berlin und Konstantin Wecker unterwegs, markant mit Balkanbeat und Folkrock, versteht sich aber gleichermaßen auf Sensitiv-poppiges und karibische Percussions.

Wenn es angesichts der Thematiken auf der Platte ein sarkastisches Statement bleibt:

Wem es wie dem querdenkenden Julian Pollina gelingt, Eineindeutigkeit poetisch-punkig in ein Tangram aus Musik zu kanalisieren, der muss sein Leben lieben. Irgendwie.

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