Seit mehreren Jahren gelten sie als eine der großen Hoffnungen des britischen Indie-Pop. Bands und Künstler wie The Maccabees und Jamie T zählen zu ihren Fans und ihre Tourneen durch UK und Europa sind ein stetiger Erfolg. Die Rede ist von Palace.
Die Band um Gitarrist und Sänger Leo Wyndham, Lead-Gitarrist Rupert Turner, Tour-Bassist Harry Deacon und Schlagzeuger Matt Hodges ist gerade mit ihrem neuen Album “Life After” auf großer Europatournee. Neben Stopps in Frankreich, Spanien oder Schweiz machen die vier Briten unter anderem auch halt in Deutschland. So waren sie gestern zu Gast im Münchner Strom und begeisterten die zahlreich erschienenen Fans.
Die Musik von Palace lässt sich einfach erklären: sie schafft große Räume, gefüllt mit romantischen, melancholischen Melodien und viel Platz zum Träumen. Sie sind sanft, schrullig und kryptisch, klingen aber gerne auch mal verspielt.
Die Tourneen jedoch gehen seit vielen Jahren mit großen Problemen einher. Während einer ihrer ersten Konzertreihen brach sich ihr ehemaliger Bassist Wilby Wyndham, seines Zeichens Künstler aller Palace-Artworks und Bruder von Frontmann Leo, den Arm.
Im letzten Jahr wurde der Tourbus samt Equipment genau eine Woche vor dem ersten Konzert gestohlen. Dass auf dieser Tour noch nichts passiert ist, kommt nicht nur der Band zu Gute.
Den Anfang des gestrigen Abends machte “So Long Forever”, eben einer dieser romantischen und melancholischen Songs. “You got me singing / Let my hands talk to your body / We the only ones at this party” – Palace bedient auf sehr gute Art und Weise den romantischen Kitsch, der die Gedanken davonfliegen und die Herzen schmelzen lässt.
Und vor dem Münchner Publikum zog das durch und durch – der fast ausverkaufte Strom wippte im entspannt treibenden Takt zur Musik und kuschelte sich Richtung Bühne. So traurig der Song auch ist – Frontmann Leo Wyndham strahlte die ganze Zeit über beide Ohren.
“Caught My Breath”, “Younger” und “No Other” reihten sich in die Setlist des Abends ein und erzeugten trotz melancholischer Texte und Melodien eine extrem positive Grundstimmung.
Weiter ging es mit “I Want What You Got”, ein Lied vom Debütalbum “So Long Forever”, welches 2016 mit großen Erwartungen der Fans erschien. Damals und auch gestern war niemand enttäuscht. Mit seiner klaren und weichen Stimme erhellte Sänger Leo Wyndham den Strom und ließ den ein oder anderen in Gedanken schwelgen.
Das Kuriose: seit Jahren ist “I Want What You Got” einer der beliebtesten Palace-Songs, wurde jedoch bis zu dieser Tour nie live gespielt.
“Heaven Up There” ist einer dieser effekt-beladenen Songs, die anfangs verwirrend und verkehrt klingen, aber sich zu einem riesigen Epos entwickeln. “When the night has gone / And the shadows clear / When I hear my song / Will the grave be near?” – der Opener des erst Juli erschienenen “Life After” erhält vom Publikum großen Applaus.
„This is our last song. Then we go off the stage, come back – all these fancy stuff.”, verkündete Leo Wyndham gen Ende des Sets und stimmte mit “Veins” den letzten Song vor der Zugabe an.
“Veins”, ebenfalls vom Debütalbum “So Long Forever”, erinnert an einen dieser Highschool-Film-Songs. Ruhige, cleane Gitarre, eine seichte Begleitung der Band und viel Emotionen.
Palace haben ihren ganz eigenen Flow, der mit choralen Folk-Anleihen und schlanken, eingängigen Gitarren das Publikum begeistern kann. Nach dem Song gab es einen so überwältigenden Applaus, dass die Band vor Freude ganz vergaß, ihre zuvor angekündigten Vorsätze zu vollenden.
Statt von der Bühne zu gehen, blieben sie nämlich gleich oben, bedankten sich gefühlt tausendmal und stimmten mit “Bitter” den letzten Song an. Das Konzert hätte gern noch Stunden so weitergehen können, doch nach knapp 75 Minuten war dann alles vorbei.
Eine Antwort
„Frontmann Leo Wyndham strahlte die ganze Zeit über beide Ohren.“
Seine Bandkollegen aber kaum :D